Als wir noch Kinder waren

Als wir noch Kinder waren, da war unser Spielfeld noch die Welt, die wir erobern wollten. „Kann XYZ runter kommen zum spielen“ war das Getöne aus vielen Kinderstimmen als Refrain auf das obligatorische Klingelkonzert.

Unser Spielzimmer war draussen. Selten drinnen. Selbst im Regen war nichts vor uns sicher. Streiche waren an der Tagesordnung und wir kannten dabei noch kein „lol“ oder „gg“. Smylies waren uns fremd, unser Grinsen kam aus dem Gesicht direkt. Und wenn mal jemand nicht da war, gab es keine anrufe via smartphone oder Skype auf dem PC. Es wurde noch vor der Tür gemeinsam auf den Freund gewartet. Ja, sowas kennen wir noch.

Apropos PC. Den kannten wir auch nicht. Und wer eine Spielkonsole sein eigen nannte, war für kurze Zeit der König. Zu zehnt wurde da schon mal bei demjenigen im Zimmer gehockt und trotz Rauferei und gegenseitiges Gepöbel haben wir.uns schlussendlich doch.immet wieder zusammengerauft. Natürlich gab es die ein oder andere Keilerei, doch Mobbing kannten wir nicht. Einmal ordentlich in.die Fresse und schon war der Streit vorbei.

Da ist der Papa auch nicht zum anderen gerannt und hat den bedroht, sondern nur gefragt: hast du gewonnen? Und auf das ehrlich oder unehrliche „ja“ gab es einen Ausbruch des Stolzes väterlicherseits. Natürlich ist die Mutter angesichts eines blauen Auges halb in Ohnmacht gefallen, doch wurde das stets untereinander geregelt, ohne dass Anwälte daran verdienten.

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Wer kannte sowas schon als Kind damals?

Wer kannte sowas schon als Kind damals?

Und vor allem gab es eines nicht: solche Schilder wie links auf unseren Hinterhöfen. Das war unser Reich! Egal, wie sehr auch der Hausmeister gepöbelt hat. Die Wiese wurde regelmäßig eingeebnet und wuchs doch immer wieder nach. Und auch wenn gelegentlich die Natur unter unserer Tobsucht etwas, manchmal mehr, manchmal weniger, gelitten hat, so hat sie es doch stets überstanden. Blumenbeete wurden dann eben mal wieder gerichtet und zum erneuten Abschuss freigegeben. Das ist das Leben. Und es hat uns nicht einmal geschadet. Im Gegenteil – wir wussten die Natur noch zu schätzen und dank unserer Eltern kannten wir noch echte Kühe, die nicht lila waren. Kaum vorstellbar, oder?

Wir waren freier. In unserem Leben, in unserem tun. Weniger gesellschaftliche Zwänge. Dafür mehr reale Gesellschaft unseres Alters. Und die virtuelle Welt gab es auch – in unserer Phantasie. Wir brauchten keine Programmierer dafür. Keine Designer und keine Texter. Allein aus dem Leben haben wir für das Leben gelernt.

Dennoch: ich schreibe dies mit meinem Smartphone, korrigiere es auf dem PC und gesellschaftliche Interaktion jenseits des www ist dennoch kein Fremdwort für mich. Weil ich es noch anders gelernt habe. Verdammt, ich bin wirklich alt.

(re-blog)

 
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