Ein ganz normaler Tag

Dass ich den alltäglichen Wahnsinn doch noch wiedergeben kann, verdanke ich in diesem Fall einem verschlafenen und doch müden Montag Morgen. Wenn der alltägliche Wahnsinn durchbricht und ich anfange, irgend etwas zu kritzeln, dann doch etwas wirres dabei herauskommt wie im Tagebuch, dann kann man natürlich auch gleich dort anknüpfen, wo der erste Faden aufhörte und heraus kommt dann sowas:

Gustav Trampel hat es geschafft. In stetem Dauertrab mit mehr Glück als Verstand und einem gekonnten Hechtsprung durch die sich schließende Tür hat er in überletzter Sekunde die Bahn noch geschafft. Gut, dass er jetzt mit dem Gesicht im Schoss eines stämmigen Bodybuilders liegt, war nicht gerade optimal, aber als ordentlicher Verlierer kann Gustav darüber hinwegsehen. Auch den Wurf quer durch die Bahn nahm er gelassen hin. Die schallende Ohrfeige von der brünetten Schönheit allerdings, in deren Busen er nun gelandet war, die tat weh. Mit einer gestammelten Entschuldigung war es ebenfalls nicht getan, die zweite Ohrfeige verdrängte wunderbar den Schmerz der ersten.

Eine dritte folgte der zweiten und Gustav begriff dann auch, warum. Gut, aller guten Dinge sind drei, dennoch stand er dann auch langsam auf und nahm die Hände von der Brünetten. Mit der nächsten gestammelten Entschuldigung und dem herzhaften Gelächter der anderen verschanzte er sich im Türbereich und stellte dann auch mit Verwunderung fest, dass er seine Haltestelle schon verpasst hatte. So lange kam ihm seine Reise durch die Bahn in fremden Schössen gar nicht vor.

Eine Stunde später mit einer eben solchen als Verspätung traf Gustav Trampel dann auch in der Firma ein und suchte sich unbewusst gleich das nächste Fettnäpfchen. Dieses fand sich auch ganz schnell in Form der Schuhe seines Chefs, die er auch gekonnt mit seinen traf. In Entschuldigungen stammeln war Gustav schon geübt und übte dann auch gleich weiter. Schließlich gab es schon 2 Gründe dafür.

Am Arbeitsplatz angekommen lief dann doch erst einmal alles glatt. Es muss ja nicht gleich alles schief gehen, was schief gehen kann. Dafür gibt es ja die Pausen. Denn dem Gesetz der Schwerkraft gehorchend widersetzte sich der Kaffeebecher seinem Willen, nahm den nächstbesten Flug Richtung Erde und verteilte den Inhalt in einem chaotischen Muster auch auf eben dieser. Gustav dagegen war froh, zumindest den Henkel des Bechers behalten zu dürfen.

Die Orgie wüster Beschimpfungen durch die Putzfrau schon aus Gewohnheit ignorierend versammelte sich der Rest seines kümmerlichen Selbstbewusstseins am Arbeitsplatz, der ihm auch schon in Form von riesigen Bergen Papier das Pensum des Tages zeigte…

12 Stunden später…

Die Zahlen besaßen doch tatsächlich die Frechheit, vor seinen Augen Samba zu tanzen, quer und zurück über das ganze Papier. Zu seinem Glück das letzte, zu seinem Unglück allerdings auch das Wichtigste. Doch Gustav Trampel wäre nicht Gustav Trampel, wenn er nicht ins nächste Fettnäpfchen trampeln würde, dem er die letzten Stunden dank konzentrierter und ermüdender Arbeit ausgewichen ist. Ergo holt sich Gustav noch einen Kaffee und platzierte diesen dann auch fröhlich über ein Kabel stolpernd gekonnt auf dem Dokument. Das Dokument fand das nicht so toll, Gustav auch nicht. Aber was passiert, das passiert eben und so machte Gustav dann auch frustriert Feierabend. Natürlich fuhren keine Bahnen mehr, Busse ebenfalls nicht und so winkte sich Gustav entnervt das nächstbeste Taxi heran.

1 Stunde und eine Stadtrundfahrt später …

… kam Gustav dann auch zu Hause an, die Heimfahrt hatte ein kleines Vermögen gekostet. Am Boden zerstört fiel er dann auch gleich mit der Tür ins Haus, im wahrsten Sinne des Wortes und platzierte sich mitsamt dieser als Matratze dann auch gemütlich im Flur.

* * * * * *

Schweißgebadet wachte Gustav auf. Das kann nur ein Alptraum gewesen sein, dachte er sich. Doch als er dann mit schmerzendem Rücken von der Tür aufstand, wurde er sich der Tragweite dessen bewusst, dass die Realität manchmal doch härter ist als unbedingt nötig. Doch er dachte auch daran, dass es immer noch hätte schlimmer kommen können – dass das dicke Ende in Form eines Meteoriten noch kommen sollte, wusste er bis dahin noch nicht. Denn jener war zwar noch im Anflug, freute sich aber schon gigantisch auf das Kennenlernen von Gustav und seinem Haus. Schließlich stand bei ihm doch die Tür einladend weit offen …

(reblog)

 
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