Gespräche III.

Zu tief ins Glas geschaut? Von wegen. Ich wollte ja, aber das Glas… Der Wille war da, nur das Glas zu störrisch, oder so.

Ich: Hallo, du Flasche mit dem leckeren Met. Wir müssen reden. So lange bis du alle bist.
Flasche: Geh wech.
Ich: (irritiert) Woas?
Flasche: Lass mich in Ruhe, ich bin deprimiert.
Ich: Prima, ich auch. Dann passt ja ein Gespräch.
Flasche: Ich sag geh wech und der will mir immer noch ein Gespräch aufdrängeln. Wenn ich nicht schon deprimiert wäre, wäre ich es spätestens jetzt.
Ich: Wieso bist du deprimiert? Und überhaupt, wenn ich es bin, dann möchte ich was trinken. Und das ist nun mal in Dir.
Flasche: Ich fühle mich seelisch schon leer und dann willst du mich noch richtig leeren? (Heult) Keiner mag mich, alle wollen nur mein Innerstes und werfen mich dann achtlos weg. Das Leben als Flasche ist so grausam. Und dann noch als Schimpfwort missbraucht zu werden. Wenn ich könnte, würde ich mir die Kugel geben….
Ich: Nun hör aber auf, dafür wurdest doch gemacht. Und ausserdem befehle ich dich doch wieder mit leckerem Met.
Flasche: Ja du. Hast du überhaupt eine Ahnung, wie oft ich schon recycelt wurde? Kannst du dir.vorstellen, wie demütigend sowas ist? Stell dir vor, du wirst 100 mal verbrannt, eingeschmolzen, wieder zu einer Flasche geblasen von Robotern, gelagert, befüllt, wieder gelagert, durch die Gegend gekarrt, ausgetrunken und dann geht das Spiel wieder von vorne los… Wo bin ich überhaupt?
Ich: (selbstmurmelnd) Wirklich deprimierend. (laut) In Hamburg.
Flasche: Oh toll. Es wäre mal eine Abwechslung zu meinem deprimierendem Dasein, einmal eine Flaschenpost zu werden. Auch deprimierend, aber nicht so wie bisher. Mach mich halt alle, stecke einen Gruß in mich rein und werfe mich in die Elbe. Dann kann ich mich wunderbar alle meinen Gedanken hingeben und werde nicht von neunmalklugen Menschen zugequatscht.
Ich: Ist das dein Ernst?
Flasche: Nein, ich reiße gerne Späße, wenn ich deprimiert bin. Natürlich ist das mein ernst.
Ich: (schon mit dem Korkenzieher bewaffnet) Ok, dann machen wir uns mal an die Arbeit.
Flasche: (rückt ein Stück zurück) Lass das!
Ich: Was denn nun schon wieder? Ohne Korkenzieher bekomme ich nicht den Inhalt aus dir raus. Stell dich nicht so an und gib mir den Met (werde langsam ungehalten)
Flasche: Du tust mir weh damit! Geh weg! Lass mich allein.
Ich: (greife nach der Flasche, diese rutscht weiter weg, über die Tischkante hinaus, fällt zu Boden und zerbricht) Na super. Alkoholverschwendung.
Flasche: Oh nein, geht das schon wieder los …

Der gemütliche Abend war natürlich gelaufen…

trennlinie

Es war einmal, die Tür und die Kaffeemaschine …

Gespräche I.
Gespräche II.

 
This entry was posted in Gedanken gedacht, Geschwafel, Meinung gemeint, menschlicher Irrsinn, Morgendlicher Wahnsinn, Schwarzer Humor, Tagespalaver and tagged , , , , , , . Bookmark the permalink.

Comments are closed.