Der Health-Wahn in der Ernährung

Die Menschen glauben immer noch den Schrott, den selbsternannte Wissenschaftler von sich geben und unter den Massen verbreiten. Dass diese Typen von irgendwelchen Instituten, Firmen oder Verbänden bezahlt werden und ihre Forschungen einseitig auf eine Richtung ausweiten, in der andere Variablen sofort als ungültig abgetan und ignoriert werden, wird dabei völlig vergessen.

Gesund ist in, Fit muß sein und rund geht gar nicht. Das ist die Kernaussage des heutigen Lebens, angeschoben von den ach so wohlgeformten Körpern auf den Werbeplakaten, die eine andere Welle ausgelöst hatten als wahrscheinlich ursprünglich beabsichtigt. Der Mensch sollte zum Kauf animiert werden und mittlerweile wird er animiert zum Verzicht. Zum Verzicht auf alles, was schmeckt. Zum Verzicht auf den Genuss. Athletisch und Fit, so muss er sein der Mensch der heutigen Zeit. Und unisono schießen die Fitneßtempel wie Pilze aus dem Boden, Ernährungsberater und Fitneßtrainer sind anerkannte und gefragte Berufe. Ein Milliardengeschäft und viele wollen noch auf diesen Zug aufspringen, bevor dieser abgefahren ist.

Abgefahren dagegen ist dagegen, was von den Menschen verlangt wird. Man hat quasi die Wahl zwischen Pest und Cholera. Entweder den Fraß der Ernährungsindustrie oder dem healthy Lifestyle folgen, was Verzicht und Mehrausgaben bedeutet. Verzicht auf alles, was schmeckt und Mehrausgaben für alles, wovon man glaubt, gesünder zu leben. Dass das Rezept im Grunde viel einfacher ist als man meinen mag und keinesfalls auf die komplizierten Theorien der Experten zurückgegriffen werden muss, will und kann der fitte Mensch von heute nicht verstehen. Das Geheimnis ist schlicht und einfach: Ausgewogenheit und alles in Maßen.

Mal ehrlich, ihr Anhänger des gesunden und verzichtenden Lebensstiles: Ihr glaubt tatsächlich, dass euch euer grüner Vitaminschock am Morgen ohne Kohlenhydrate und Ballaststoffe vor Krankheit, Verfall und Tod schützt? Ihr glaubt tatsächlich, das vegan automatisch gesund bedeutet? Dann glaubt ihr auch, dass die Erde eine Scheibe ist. Ihr verfallt dem Wahn des Übermenschen, dabei hat doch Nietzsche selbst gesagt, dass seine Theorien und sein Geschreibsel nicht auf die Goldwaage zu legen wären.

Klar ist ebenso, dass die vegetarische Ernährung eine sehr lange Tradition hat. Doch schaut einmal nach, wer die berühmten Verfechter dieser waren und wie lange sie lebten. Alles Theologen der verschiedensten Glaubensrichtungen und – gestorben sind sie trotzdem alle. Krank wurden sie trotzdem alle. Um es mal in Reimen zu sagen:

Ein gutes Steak in Ehren
kann niemand verwehren.
Und der Salat dazu, ganz nett
macht das Fett dann wieder wett.

Es ist die Ausgewogenheit, auf die es ankommt. Gern auch vegetarisch, bitte sehr, wenn es aus Gewissensgründen sein muss. Man kann auch das Gewissen manchmal zur Seite legen und schwafeln lassen, das hört irgendwann auch wieder auf. Oder macht trotzdem weiter. Wie auch immer. Danket nicht dem Herrn für das täglich Brot und Fleisch auf dem Tisch, dankt Mutter Natur für die Gaben, das macht mehr Sinn. Und dabei vielleicht auch daran denken, dass die Nahrungsaufnahme für uns Menschen zum überleben gehört. Alles, was leistungsstärker, gesünder und widerstandsfähiger machen soll, kann man auch in normalem Essen finden. In normalen und gesunden Mengen.

„…die ständige Optimierung meiner Selbst z.B. durch Sport und Nahrung verursacht – zumindest bei mir – mehr Stress.“

Wer glaubt, dass die Fitness ihn auch fitter macht, der hat nur ansatzweise recht. Macht es ihn auch glücklicher? Das ist alleine eine Glaubensfrage. Wenn man es glauben will, dann glaubt man es auch. Wenn man meint, für seinen fitten Körper bezahlen zu müssen, dann bitte. Doch denkt daran, ihr bezahlt dafür auch mit eurer Lebenszeit, die ihr dafür aufwendet. Lebenszeit, die man hätte glücklicher verbringen können. Glück ist viel wichtiger für den Körper als jedes Isotop, das uns zwar leistungsfähiger macht, aber auch mehr und mehr in die Sklaverei treibt. Wir sind Sklaven der Wirtschaft, und je leistungsfähiger wir sind, desto bessere Sklaven sind wir.

Wer die Nahrung in gut und böse, in sauber und Unrat einteilt, der teilt auch Menschen so ein. Und wohin das führt, das muss nicht weiter ausgeführt werden.

In der heutigen Form kann man dem Fitness-, Ernährungs- und Gesundheitswahn durchaus schon als eine Art Religion einstufen. Was nicht zum allgemeinen Glauben  gehört, ist als abstoßend zu bewerten und zu betrachten, der beste, schönste und gesündeste Mensch wäre dann der Messias, der Fitnesstrainer und Ernährungsberater der Prophet und Priester – über die Tempel wurde bereits schon schwadroniert.

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Freigeistlicher Blogeintrag zu dem Thema

Bevor die Kommentare noch weiter ausarten –
hier noch eine Erklärung meinerseits in einem Nachtrag dazu.

 
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