Kein Auskommen mit dem Einkommen

Wer kommt heute noch aus mit seinem Einkommen, wenn er nicht zu den oberen Zehntausend gehört? Die Reallöhne stagnieren,  während sich die Preisspirale gerade bei Gütern des täglichen Bedarfs weiter Richtung oben dreht? Und doch immer mehr Eigenverantwortung gefordert wird, seitens Politik und Wirtschaft?

Das durchschnittliche Einkommen in Deutschland beträgt in diesem Jahre ca. 3416 Euro brutto. Rein durchschnittlich betrachtet hat damit der durchschnittliche Erwerbstätige knapp 2000 Euro netto monatlich in der Tasche, um seinen Lebensunterhalt zu finanzieren. Doch was kommt dann? Da wären erst einmal die 3 Grundbedürfnisse eines jeden Menschen, zusammengefasst mit Nahrung, Kleidung und dem Dach über dem Kopf, die schon mehr, weit mehr als die Hälfte des Einkommens verschlucken, mit allen versteckten kleinen und großen Nebenkosten.

Dann kommt mit gut einem Fünftel Anteil dessen die vorsorge und Absicherung für Notfälle, sprich Versicherungen und Rücklage für die Altersversorgung. Es gab einmal eine Zeit, da reichten meist schon die gesetzlichen Versicherungen. Doch zusätzlich zu diesen darf sich der durchschnittliche Verdiener – wer bekommt schon was er verdient – noch selbst absichern. Und da war jetzt nur das nötigste mit eingerechnet.

Sind dann schon 75% des Einkommens für die sogenannten Fix-Kosten verschwunden, so bleibt noch ein kümmerlicher Rest, von dem es zu leben gilt. Leben ist hierbei gemeint mit den alltäglichen Kleinigkeiten, die das Leben so lebenswert machen. Und die verschlingen je nach Hobby und Freizeitgestaltung ein Vermögen.

Doch das war nur eine kleine Rechnung für den von der Politik hoch gelobten Wohlstand deutscher Staatsbürger, den man eigentlich nicht pauschalisieren sollte. Denn 25% der arbeiteten Bevölkerung sind beschäftigt im Niedriglohnsektor – laut den offiziellen Quellen. Die Dunkelziffer, die die tatsächliche Realität widerspiegelt, dürfte den Wert mehr als verdoppeln. Hinzu kommt, dass diejenigen, die eine Vollzeitstelle glücklich haben, dennoch mit Überstunden und außergewöhnlichen Belastungen konfrontiert sind, während viele Teilzeitkräfte sich mit mehreren Tätigkeiten über Wasser halten müssen.

Von den eingangs erwähnten Fix-Kosten können nur die wenigsten tatsächlich leben, wie uns Politik und Medien glaubhaft machen wollen. Auf die Vorsorge verzichten viele schon, weil diese sonst vom täglich Brot abgezweigt werden müsste. Und wer nun noch ein stolzes Elternteil sich nennen darf, der ist, mit Verlaub ausgedrückt, richtig in den Arsch gekniffen.

Es mag sie noch geben, die Leute, die auskommen mit ihrem Einkommen. Doch entweder haben sie ihre Ansprüche soweit runter geregelt, dass sie nur mit einem Minimum auskommen oder sie gehören zu den glücklichen, die auf dem Wohlstand der Eltern aufbauen konnten. Wer selbst von unten kommt und kein reiches Erbe hatte, hat ein Problem. Aus der finanziellen Spirale heraus zu kommen, die sich meistens abwärts dreht, ist ein Unterfangen, das nur die wenigsten schaffen.
Wer einmal im Sumpf von Hartz4 gesteckt hat, wird das wissen. Eiserne Disziplin ist nötig, die Besserverdiener meist nicht haben. Aber wohl noch lernen müssen – so wie die wirtschaftliche Situation derzeit aussieht. Mit wenig auskommen und trotzdem auskommen, das muss gelernt werden. Und dafür muss der Luxus, in dem man normalerweise lebt, überdacht werden.
(reblog)
 
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