Baltic-open-Air 2015 – Die Wacken-Alternative

An musikalischen Events mangelt es uns in Deutschland nun wirklich nicht. Ein Festival jagt das Nächste, von unterschiedlicher Manier geprägt. Während das große Rock-Spektakel Wacken sich mittlerweile zum Luxus-Event gemausert hat und für den Normalbürger unbezahlbar und unerträglich geworden ist, gibt es noch die vielen Kleineren rundherum, die durchaus besuchbar sind.

Es ist ein kleines mittelgroßes Festival direkt in Schleswig an der Schlei, dem Ausläufer des Stinktümpels Ostsee. Gut, es kann nun musikalisch mit den Großen nicht wirklich mithalten, wobei durchaus das eine oder auch andere Schmankerl dabei ist. Aber schließlich ist es ja für die kleineren Bands die Chance, sich auf den Brettern zu profilieren und zu zeigen, was sie auf dem Kasten haben – vielleicht auch darin.

In dem speziellen Fall waren fast alle unter ferner liefen, den leider war der erste Tag ein Freitag und dieser ist für normale Berufstätige immer noch – ein Arbeitstag. Und damit blieb mir dieser Festivaltag verwehrt, auch wenn ich nicht wirklich traurig deswegen wäre und es auch nicht war. Der zweite Tag wartete im LineUp dann doch mit einigen bekannten mehr oder weniger großen Größen auf, erwähnenswert in diesem Fall sind es derer Uriah Heep, Extrabreit, FreiWild, Powerwolf und Eisbrecher. Leider ließ der ohnehin schon durch die Arbeit stark strapazierte körperliche Zustand die Spätvorstellungen der beiden letztgenannten nicht zu, die doch interessant gewesen wären.

Dennoch konnten die alten Säcke von Uriah Heep, nun mittlerweile seit 40 Jahren auf der Bühne wirklich mit Enthusiasmus und Feuer überzeugen – zumindest Feuer in der Musik. Die beiden Rock-Hymnen „Lady in Black“ und „Easy Livin'“ haben nun wirklich auch alt und jung auf die Beine gebracht und einige der dauersitzenden Altrocker auf den Bänken noch hoch gerissen. Gut, jede Band hat irgendwie ihre Ohrwürmer die auch das hartgesottenste Sitzfleisch sich erheben lässt. Doch was nicht jede Band kann, dafür der Gitarist von Uriah Heep, namens Mick Box ist eine Unterrichtsstunde in Sachen E-Gitarre, nur begleitet von Schlagzeuger Russell Gilbrook. Ein Zauberer an den Saiten, der jeden anderen anwesenden Gitaristen wie einen Zauberlehrling aussehen lässt … (nicht böse sein, Timo Juhl von Lichtscheu… du kannst mich gern jederzeit vom Gegenteil überzeugen)

Extrabreit haben auch als alte Hasen auf den Bühnenbrettern ebenfalls ihre besten von anno dazumal, damals war’s, beigebracht wie „Hurra, die Schule brennt“ und „Polizei“. Und die alte Hymne der Neuen Deutschen Welle „Flieger, grüß mir die Sonne“ kannten erstaunlicherweise auch die jungen Metalfans. Ein zeitloser Ohrwurm, der auch ein paar Stunden später noch im Gedächtnis geblieben ist. Trotz der massenweise auftretenden Blutsauger, die Mutter Natur in den Ring geworfen hat. Ja, die Jungs können es noch.

FreiWild dagegen konnten mich persönlich nicht überzeugen, der Pyrotechniker dagegen schon, der es tatsächlich geschafft hat, eine Ecke der Bühne in Brand zu setzen, was für eine knappe halbe Stunde Auszeit gesorgt hat. Meinen Applaus hat er. Die halbe Stunde Auszeit tat mir gut, weil nach einer eben solchen langen Spielzeit von FreiWild doch etwas Monotonität in den Ohren lag. Gewiss, sie haben durchaus den einen oder anderen interessanten Titel, aber im Ganzen lässt es sich nicht wirklich ertragen.

Wie bereits erwähnt, konnte ich Powerwolf und Eisbrecher dann doch nicht mehr erleben aufgrund der körperlichen Konstitution, (man wird schließlich nicht jünger) denke aber, dass sie durchaus ein Highlight gewesen wären. Alles in allem ein interessantes Festival, das man im Auge behalten kann. Der auf den Internetseiten angepriesene Mittelaltermarkt ist dagegen für mich nur diese eine kurze Randnotiz wert, weil er diese Bezeichnung echt nicht verdient hat. Interessanter waren schon die vielfälötigen Fressö- und Saufbuden, die auch für meinen süßen Geschmack mit durchaus leckerem, aber teurem Met entgegen kamen und auch die Wildschweinbratwurst war eine gute Grundlage für den nicht ausbleibenden Alkoholkonsum. Feiglinge gab es ebenfalls, solche welche, die sich durchaus auf den Förderkorb des Riesenkrans stellten, um dann doch vor dem Sprung in die Tiefe zu kneifen. Das ganze nennt sich Bungeesport mit 60 Metern Höhe. Da ich nicht höhentauglich bin, nicht mehr, kam ich gar nicht erst in die Versuchung, mich zu blamieren …

Schlussendlich bleibt noch das Gerücht zu erwähnen, dass das Festival derart sabotiert wurde, dass die Hinweisschilder auf den Zufahrtstrassen entfernt wurden. Mutmaßung eins: selbsternannte Linke, die sich mit der kontroversen Band FreiWild bei dem Festival nicht anfreunden konnten. Mutmaßung zwei: Anwohner, die ihr gemütliches Örtchen schon als zweites Wacken sehen und es partout nicht ertragen können.

 
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