Täter – Opfer – Mord

Wenn man einen Krimi schreibt oder zumindest den Anfang einer Geschichte, die mit dem Tod anfängt, gewaltsamerweise herbeigeführt – es ist zumindest noch nicht eindeutig klar, was es wird – beschäftigt man sich doch mehr als ohnehin schon mit dem Thema Tod, Tötung, Mord – allein schon aus verschiedenen Perspektiven.

Allein schon die Tatsache, den Mord verstehen zu wollen aus der Sicht des Täters, wird nicht, wird nie zu einem befriedigenden Ergebnis kommen. Wer kann sich schon tatsächlich in den Psyche eines Täters versetzen, wenn man selbst nie einer war. Wer wird die Gedanken verstehen können, die Emotionen, die dabei die ausschlaggebende Rolle gespielt haben? Niemand, nicht einmal die Neurotiker, die sich Psychologen nennen und ein Profil eines Menschen erstellen, das höchstens zu 10% stimmig sein mag. Psychologie ist keine Wissenschaft, sondern nur der Versuch, das Verhalten eines Menschen richtig zu interpretieren. Psychologie kann niemals genau sein, geschweige denn die tatsächlichen Aspekte einer Tat, die Hintergründe aus dem Blickwinkel eines Menschen, ins Tageslicht zu bringen. Auch das Tageslicht kann blenden.

skull-and-crossbones-794825_640Geschichtlich gesehen bringen sich die Menschen um, seit es Menschen gibt. Aus welchen Beweggründen auch immer, doch einer dieser dürfte der am meisten schuldige sein: Die Gier. Es gab schon immer Menschen, die andere umbrachten, um in deren Besitz zu gelangen. Es gab schon immer Menschen, die andere umbrachten, um ihren Besitz zu behalten. Das war schon in der Steinzeit so und das ist auch noch heute so. nur heute nennt man es ganz human und zivilistisch Krieg. Krieg ist nichts anderes als die Wahrung eigener Interessen, die Wahrung des eigenen Besitzes oder der Versuch, in den Besitz eines anderen zu gelangen. Ist also ein Krieger zivilisierter als ein Mörder? Sofern er ebenfalls nur Krieger angreift, dann zumindest in der Ehre – er tötet keine Wehrlosen. die neue zivilisatorische Begriffserklärung zum Mord lautet:

Mọrd
Substantiv [der]
  1. der Vorgang, dass jmd. aus bösem Vorsatz einen Menschen tötet.

Ist Krieg ein böser Vorsatz? Na sicher. Ergo stimmt auch der Satz: Soldaten sind Mörder zumindest in der Hinsicht, wenn sie ein Leben beendet haben. Tot ist tot und wenn jemand anderes dabei seine Finger im Spiel hatte, dann ist es doch Mord? Die Gegenfrage dazu lautet dann ja: Ist die Tötung auf Verlangen ebenfalls als Mord anzusehen? Sterbehilfe? Erlösung aus den Leiden des Lebens? Ein sehr komplexes Feld, das keine einfache Antwort parat hat.

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Sich mit dem Tod zu beschäftigen, aus der Sicht des Autors, der so realistisch wie möglich an die Sache herangehen möchte ist ein schier endloses Feld. Wahre Kriminalfälle aus der Vergangenheit geben dabei nur ein undeutliches Bild ab, wenn dann die Emotionen der Beteiligten mit ins Spiel kommen. Wenn Gutachter, Zeugen und Angehörige der Opfer unterschiedliche Sichtweisen präsentieren, Kommentatoren Meinungen von sich geben, die ebenfalls das Bild beeinflussen. Eine klare, differenzierte Herangehensweise ist schier unmöglich, weil der Mensch immer emotional handelt. Wer kann schon den Schmerz, die Augenblicke vor dem Tod beschreiben – außer jemand, der schon tot ist?

Der Tod wird ein Mysterium bleiben, auf dem man sich als Autor weitestgehend austoben kann, wie man will. Zumindest gedanklich kann man Menschen ins Jenseits jagen, weil eben der Tod auch von Lesern ebenso faszinierend angesehen wird, auch wenn sie es selbst nicht wahrhaben wollen. Die Art und Weise, wie jemand stirbt ist nur der Unterschied, der die Phantasie beflügelt, Mörder zu Helden oder Verbrechern macht.

 
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