Gespräche IX.

Ein Spaziergang in einer Allee. Rechts und links wachsen alte Bäume, die Frühlingssonne gönnt mir die Gnade der ersten wärmenden Lichtstrahlen. Die ersten Knospen brechen auf und gewähren einen Blick auf ein erstes, zartes und sattes Grün. Der Blick schweift umher und trifft ein paar Frühblüher, allgemein Unkraut genannt, weil es überall wächst. Doch im Grunde ist es ein frühzeitig genutztes Küchenkraut. Also gibt es eine kurze Rast unter der alten Eiche, die Blicke schweifen umher und leise entfährt dem Mund ein wohliger Seufzer…

Eiche: Ruhe da unten. Ich lausche dem Gesang der Vögel.
Ich: Wad? Das Gekrächze der Elstern bezeichnen nun wirklich die Wenigsten als Gesang. Und wer labert mich da so blöd an?
Eiche: Pass auf wie du mit mir redest, ich habe Alter, Erfahrung und Weisheit.
Ich: Und Einbildung…
Eiche: Nanana, junges Zweibein du. Ach nein, ein Dreibein ist es. Ein wenig Ehrfurcht vor dem Alter wäre durchaus angebracht.
Ich: Mit wem habe ich denn heute das Vergnügen eines imaginären Gespräches? Wer stellt hier Forderungen, die er wahrscheinlich nicht einmal verdient hat? Welcher ungehobelte alte Kauz…
Eiche: Nicht solche Worte junges Dreibein. Nicht in Gegenwart einer alten, ehrwürdigen Eiche, die schon lange vor deiner Geburt hier stand und Wanderern ein schattiges Plätzchen geboten hat vor der erbarmungslosen Sonne. Nichts, was an holzverarbeitende Tätigkeiten erinnert. Da bekommen wir Ängste, ich und meine Freunde hier. Ängste vor einem grauenvollen Tod.
Ich: Ach quatsch. Ihr seid geschützt. hier wird niemand so schnell fällen und wenn, dann nur ein Urteil. Ein Vorurteil.
Eiche: Was ist das?
Ich: Ähm, lassen wir das.
Eiche: Aber wenn ich dir noch einen guten Rat geben darf, hör nicht auf die Birke dort drüben. Birken sind einfach nur dämlich.
Birke: Das hab ich gehört du altes vergammeltes Stück Holz.
Eiche: Halt mal die Blätter still du bleicher Fehlgriff der Natur … (zu mir gewandt) Nur am meckern das Bleichholz.

DSC_0574Ich:
Du bist aber auch nicht besser.
Eiche: Ich bin alt und habe Erfahrung.
Ich: Das hat nichts zu sagen. Da könnte ja jeder mit ankommen.
Eiche: Da bist du auf dem Holzweg. Auch wenn du ein weicher Fleischling bist.
Ich: Kannst du noch was anderes als beleidigen?
Birke: Kann er nicht. Den ganzen Tag knarrt er mir die Rinde voll mit dem Zeug, dass einem die Blätt verwelken …
Eiche: Ach halt doch die Wurzeln still, du Brennholz.
Birke: Ich werd dir gleich was von wegen Brennholz.
Eiche: Zu mehr taugst du ja auch nicht. Nun zu dir, du blattloser Fleischling, wohin des Weges?
Ich: Ach, einfach nur mal spazieren gehen, in der Hoffnung meine Ruhe zu haben. Konnte ja keiner ahnen, dass man ausgereichnet zwischen zwei Holzköpfe gerät, die sich den ganzen Tag nur ankeifen.
Birke: Also …
Eiche: Halt die Blätter still, du verlaustes Bleichholz. (zu mir gewandt – hach, ja ne, is klar) Und du, du kannst ja woanders lang latschen. da hinten ist ein nettes Dornengestrüpp, wie wäre es, wenn du mit dem quatschst?
Ich: Ich wollt nicht quatschen, wollte nur die Ruhe in der Natur genießen. Und jetzt geht mir ein Baum auf den Sack. Dabei mochte ich mal Eichen. Soviel dazu, auch diese Illusion ist zerstört.
Eiche: Das geht mir sowas an der Wurzel vorbei.
Birke: Wenn diese alte Meckereiche da nicht stehen würde, mit mir könntest du nettere Gespräche führen. Auch wenn der knorrige Holzabfall was anderes sabbelt, ich hab schon viel erlebt, konnte vielen Gesprächen von Menschen lauschen und sehen, was diese so getrieben haben … an meinem Stamm haben sie es get….
Ich: Das will ich alles gar nicht wissen. Ich gehe in den Wald, um meine Ruhe vor den Menschen zu haben. Und nun? Naja, egal, ein schönes Gewitter wünsche ich baldigst mit vielen Blitzen (gehe weiter, während die Eiche noch ein paar Zweige nach mir wirft)
Eiche: (ruft hinterher) Typisch Menschen, Kein Wunder, dass man so knorrig wird …

 trennlinie

Man hat nirgendwo seine Ruhe, also wirklich. Nicht einmal im Wald kann man in Ruhe spazieren gehen, ohne auf ein paar Holzköpfe zu treffen, die einem die Ohren volljammern.

(reblog)

 
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