Chaos der Untoten

In den alten Märchen und Sagen, in den neuen Geschichten und Filmen – überall ist es die Furcht vor dem Gott der Finsternis, dem Herrscher über die Toten, der wiederauferstehen könnte und die Welt ins Chaos stürzen, die untoten Heerscharen die Herrschaft über die Welt erlangen könnte. Die Finsternis könnte siegen und alles Leben vernichtet werden. Doch dafür sorgen die Menschen schon selbst …

explosion-123690_640Angst ist Angst. Doch welche Logik steckt hinter diesem Aberglauben? Auf der Welt, selbst in den Märchen und Sagen herrscht doch schon immer und bereits das Chaos, der Tod ist allgegenwärtig. Doch davon abgesehen, was nutzen den untoten Heerscharen eine völlig verwüstete Welt, in der ist es nichts mehr zu verwüsten gibt? Dann haben sie keine Aufgabe mehr, kein Lebensziel – blanker Hohn in sich. Anders gefragt: Was nützt es einem Bankräuber, alle Banken der Welt auszurauben, wenn hernach das Finanzsystem zusammenbricht und er von seinem Raub nichts mehr hat? Was nützt der herrschenden Klasse ein Dritter Weltkrieg, wenn es danach niemanden gibt, der regiert werden könnte?

Es ist nur die Angst vor dem Tod, die sich in in diesen Geschichten manifestiert, in der sich der Tod als Figur manifestiert im Herrscher der Dunkelheit. Die Angst vor einer unkontrollierbaren Situation, wo der Mensch doch so gern alles um sich herum kontrolliert.

Andererseits, der Mensch handelt unlogisch. Und nur weil er das tut, müssen seine  von ihm geschaffenen Dämonen es ebenfalls tun. Man stelle sich vor, die Arbeit ist getan, der Teufel (als bekannteste Figur der Religionen) sitzt auf dem Schuttberg Erde, auf den Resten des Lebens, das er zu vernichten geschworen haben soll:

Nun steh ich hier, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor. Ich habe alles Leben vernichtet, erst die Menschheit mit Hilfe von sich selbst, dann die Tierwelt und zum Schluss noch den Rest, was übrig blieb an Pflanzen. Das ganze Leben ist ausgelöscht. Mein Plan der Vernichtung allen Lebens ist voll aufgegangen. Na toll. Jetzt überkommt mich so ein Anflug von Langeweile. Es gibt niemanden, dem ich meinen Hass auf alles Lebendige spüren lassen kann. Alle tot. Hallo? Lebt noch wer? Nicht einmal so ein klitzekleines Insekt zum Zertreten? Nicht einmal eine Ameise? Mhmm, mir ist nun irgendwie langweilig. Niemand zum quälen da, das hält der stärkste Satan nicht aus. Nichts zu tun ist mist. Ich könnte ja noch den Mond sprengen, das wird bestimmt lustig. Au ja, das mache ich jetzt mal. Nettes kleines Feuerwerk…

Stunden später ….

Nun steh ich hier, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor. Alles Leben vernichtet, die Erde komplett verwüstet und zum Schluss noch den Mond gesprengt, doch nun ist mir schon wieder langweilig. Nichts zum quälen da. Nichts zu zerstören. Halt, nein, doch. Was ist das für ein leuchtendes Ding da oben? Die Sonne? ging eh mir eh schon immer auf den Senkel, das Ding muss weg. Wenn ich das schaffe, dann werden mich alle fürchten. Ähm, wer ist eigentlich Alle? Ist ja keiner da, irgendwie ist das deprimierend, Na ja, egal, ich mach das leuchtende Ding da mal weg…

Jahrzehnte später

Nun steh ich hier, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor. Irgendwie gibt es gerade kein Sol-System mehr und ich eiere ziellos durch das Weltall. Na toll. Kein Leben. Keine Planeten zum verwüsten, niemand, der mich fürchtet. Es hat doch alles keinen Sinn mehr. Halt, Moment, was ist das da hinten? Eine Galaxie? Ich bin so gefrustet, das Ding muss weg, das stört mich in meiner Depression, ich mach das Ding weg. Interessiert zwar keinen, weil niemand da … aber ich mach es weg. Ach nö, ist mir zu anstrengend. Hat doch keinen Sinn, wenn mich niemand anbetet, wenn ich niemanden umbringen kann. Selbst die untoten Heerscharen folgen mir nicht mehr und das nur, weil ich dieses blöde Sonnensystem sprengen musste und meine Anhänger gleich mit. Kann ja keiner ahnen, dass eine Supernova so verheerend ist. Das ist so deprimierend. Ich weiß was, ich stürze mich jetzt in ein schwarzes Loch …

Lichtjahre später

Nun steh ich hier, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor. Was, wer bin ich eigentlich, wo bin ich? …

 
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