Kiel – ein dunkler Abend in drei Akten

Wieder einmal führte mich mein Weg nach Kiel, diesmal nicht in die Pumpe, dafür in die Traumfabrik, um den einen oder anderen musikalischen Genuss der dunklen Rock-Kultur hautnah zu erleben. Wie immer unterscheidet die Musiker der alternativen und nicht wirklich massen tauglichen Bands ein ganz erheblicher Aspekt vor dem Mainstream: Sie haben Spaß an ihrer „Arbeit“ und sie sind lebende Personen zum anfassen. Das wird auf jedem Konzert deutlich, auch wenn der andere Aspekt des Merchendising zumindest für meine Wenigkeit nervtötend ist. Ja klar, es ist verständlich, davon leben sie teilweise, aber man muss es als Genießer nicht unbedingt gutheißen.

1. Akt – Eyes Shut Tight

Die Mitglieder dieser Band, allen voran der Sänger erinnerten mich sofort, nachdem ich den Saal betreten hatte, an einen meiner Lieblingsfilme, sowohl vom optischen als auch akustischen Auftritt her. Ich muss zugeben, mein Aufschlag im Konzertsaal war sehr verspätet, da vorher noch die Grundlage in Form von Flammkuchen und Federweißer im angrenzenden Teil der Traumfabrik geschaffen werden musste – sehr zu empfehlen übrigens. Dennoch kam eben dieser erste Eindruck zustande, was durchaus an der Schminke der Gesichter im Stil von eben The Crow lag. Absicht oder Zufall? Wohl eher ersteres. Ein neues Publikum assoziiert wohl bekannte Elemente akustischer und optischer Natur wohl eher und kann sich damit besser anfreunden.

Nichts desto trotz gab es das übliche kleine Manko bei Live-Konzerten, schlechte Mischung durch den Tontechniker. Von daher ist der nächste übliche Schritt, mir es in Ruhe im heimischen Soundsystem anzuhören und siehe da, es ist sogar erträglich, nicht einmal schlecht.

Als Support-Band für DARKHAUS eine interessante Alternative, die man durchaus im Auge behalten kann. Der Auftritt war, trotz dass schlecht abgemischt war, fast schon professionell angelegt, wie auch das Video vermuten lässt. 2007 gegründet, 2010 kam das erste Album mit Secret Destroyer, 2011 folgte Fairground Zero und 2014 Banished for Paradise – soviel kurz zur Historie. Das Video zeigt übrigens den Titel „Rain“ von ihrem letzten Album. Warum die Homepage allerdings mit asiatischen Zeichen gefüllt ist, erschließt sich mir nicht unbedingt.

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2. Akt – DARKHAUS

Die Pop-Boygroup des Gothic Rock folgten als nächstes – ebenfalls alte Hasen auf der Bühne, deren Werk „My Only Shelter“ ich vor zwei Jahren mal kritisieren durfte. Anno 2011 gegründet, hat die Band einen durchaus rasanten Start hingelegt und die zwei Alben „My Only Shelter“ und „Providence“ wurden durchaus bekannt in der Szene – ebenso die Band an sich. Das Konzept der Rockmusik vermischt mit electronischen Elementen scheint aufzugehen in einer von der Pop-Kultur geprägten Welt. Warum meine Bezeichnung Boy-Group? An der Front zwei Schönlinge mit Ken Hanion als Sänge rund Rupert Kenlinger an der Gitarre und die Frauenherzen schlagen höher.  Ebenso erinnert der Stil an die sagenumwobene Zeit, in der diverse Boygroups die Bühnen der Welt unsicher gemacht hatten.

Die Musik ist gewiss nicht schlecht. Nur ist darin zuviel Popmusik als Element enthalten – für meinen Geschmack, ähnlich wie bei Blutengel, der für mich den Timberlake der Gothic-Musik darstellt. Nett anzuhören, das gewinnende Lächeln für die Mädels, die es brauchen und einschlägige Beats und Rhythmen – kein Wunder, dass der Erfolg nicht ausbleibt. Nein, meins ist es sicherlich nicht. Als Abwechslung nicht schlecht, mehr auch nicht. So bleibt meine Kritik für die Jungs niederschmetternd. Als Pluspunkt: Perfekt abgemischt war der Auftritt, es passten alle Elemente perfekt zusammen, nichts stach zu doll hervor, noch hat man etwas vermisst. Saubere Arbeit vom Tontechniker!

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3. Akt – Lord of the Lost

Die Krönung des Abends, die Jungs von Lord of the Lost, denen man den Spaß an ihrer „Arbeit“ ansieht. Wiederum ein gelungener Auftritt, wie man es von ihnen gewohnt war und immer noch ist. Auch hier hat der „bandeigene“ Tontechniker saubere Arbeit geleistet, es passte alles super zusammen. Große Worte verlieren muss man nicht über den Headliner des Abends – ein grandioser Auftritt, der sogar die sonst kaltherzigen Nordmenschen etwas aus sich heraus geholt hat. Gerade mit Credo als Abschlußtitel sehr gelungen.

Einziges Manko, was mich aber nur persönlich betrifft: Für meine lichtempfindlichen Augen war das allgegenwärtige Stroboskop mit dem Blitzlicht pures Gift, so dass aufgrund beginnender Kopfschmerzen dadurch ich den Saal kurzzeitig verlassen musste. Mit „La Bomba“ als Zugabe war natürlich auch der Saal entfesselt …

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Fazit: Ein gelungener Abend mit nettem Futter in 1a-Atmosphäre, die Traumfabrik in Kiel hat wirklich ordentlich etwas zu bieten – danke Muddäär für den Tipp und die Begleitung. Auch war die Musik sehr abwechselnd, wenn auch teilweise nicht unbedingt mein Geschmack.

 
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