345 x 41 x 72

Was für Traummaße. Eine Fat Lady. Eine richtig dicke Dame mit viel Oberweite. Und mit  148.528 BRZ hat sie auch ein verdammt dickes Volumen. Dabei ist sie mit ihren 12 Jahren noch relativ jung, dafür mit ihren maximal 56 Kilometern pro Stunde sogar nicht einmal langsam. Und diese Fat Lady werde ich heute besteigen.

queen-144799_640Nein, damit hab ich mich nicht übernommen, maximal finanziell. Und die Maße in der Überschrift sind nicht Umfangsmaße, sondern Länge x Breite x Höhe. Höher als die Freiheitsstatue, länger als 4 Jumbos hintereinander und breiter als – ich. Mehr Power als 872 Busse – das nennt man dann 157.000 Pferdestärken. Ein Kraftpaket, diese Lady. Ich könnte auch sagen, ich latsche auf 870 Millionen Euros herum, und bei meinem Talent bekomme ich die auch kaputt. 345 Meter geballte Dekadenz und menschlicher Größenwahn in zigtausend Tonnen Stahl gepackt. Für drei Tage werde ich mich dieser Dekadenz anpassen, die Maske aufsetzen und das ausleben, wogegen ich sonst immer so gerne wettere: Konsumgeilheit, Kapitalismus pur.

Für den menschlichen Größenwahn und die Überheblichkeit gab es vor hundert Jahren auch ein Sinnbild: die Titanic. Die Queen Mary 2 toppt das ganze noch um Längen, genauer gesagt, um die Länge eines Airbus A380. Gespannt habe ich den morgendlichen Stunden per Überwachungsgeräte, in Neusprech Webcam genannt, die überall im Hamburger Hafen installiert sind, zugesehen, wie die Fat Lady ihren breiten Hintern in die schmale Parklücke des Steinwerder Hafens (so nennt sich das Hafenbecken mit dem Pier) gequetscht hat. Und trotzdem hatte es von dem Blickwinkel der Webcam eine Art von Eleganz und Anmut, was ich sicherlich in den nächsten Tagen live und in Farbe – und in bunt – beurteilen werde können.

Und natürlich photographisch dokumentieren, auch wenn die Handybilder sicherlich nicht an die Qualität eines solchen Erlebnisses herankommen, geschweige diese denn wiederspiegeln könnten. Verdammte Scheiße, was freue ich mich darauf! Ich bin einfach zu nah am Wasser gebaut, auch einer der Gründe für meinen gewählten Wohnort.

Einen Ort im Inneren des kleinen Bootes gibt es, den ich mit Sicherheit öfters aufsuchen werde, auch wenn mir der gewählte Name überhaupt nicht zusagt: Churchill’s Cigar Lounge. Ich werde in einer Lounge sitzen, die nach einem der zahlreichen Kriegsverbrecher benannt wurde und eine, zwei oder auch drei Pfeifen rauchen und meinen Wunsch verfluchen, meine eigene dekadente Seite ausleben zu wollen und mich dennoch an der Atmosphäre erfreuen. Was soll’s, Namen sind nur Schall und Rauch – in dem Fall eher letzteres.

Von daher wird es in den nächsten Tagen hier kaum Einträge geben, dafür danach dann so eine Art Aufbereitung via Tagebuch, gelegentlich auch das eine oder andere Bild. So wünscht mir, wünsche ich mir, was man in guter Schifffahrts-Tradition wünscht: Gute Reise, Mast- und Schottbruch, immer eine ordentliche Brise und stets klare Sicht.Ahoi!

NT:
Danke Andreas für die Pflege von Nutte und Wohnung !

 
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