Abraham – Teil 2

Fortsetzung von Teil eins (hier)

Die drei Söhne machten sich auf den Weg, um den Willen ihres Vaters zu erfüllen und die Worte des einen Gottes in die Welt zu trage. Doch so ganz hatten sie ihre Aufgabe nicht verstanden und fassten die Worte unterschiedlich auf:

Der erste Sohn reiste aus dem heimatlichen Ur nach dem heutigen Israel und gründete erneut die Religion seines Vaters, doch mit einigen Änderungen, die ihm persönlich nicht passten. Ein Geschichtenerzähler sollte sie einst darauf als die erste abrahamitische Religion bezeichnen. Doch da sich der Sohn für den einzig auserwählten Stammvater des Volkes Gottes wähnte, lehnte er alles andere ab.

Der zweite Sohn, der mit dem ersten reiste, war mit dessen Vorgehen nicht einverstanden und so verwarfen sie sich. Er nahm aber Abschriften dessen schriftlicher Lehren mit und brauchte etzliche Jahre, um daraus seine eigene Version einer Religion zu formen. Das war zu der Zeit noch einfach, da die Menschen viel länger lebten, wie er es auch in seinen religiösen Texten niederschrieb. So predigte er auch nur von einem Gott, verbat sich aber, dessen Namen zu nennen, da es sich für ihn irgendwie falsch anfühlte. Zusammen mit dem dritten und jüngsten Sohn, der stets bei ihm war, predigte er also jahrelang, bis sich schließlich eines Tages auch diese beiden verwarfen. Der dritte Sohne war nicht der Form der Gewaltlosigkeit einverstanden und hatte es satt, immer nur seine Wange hinzuhalten. So verabschiedete er sich schließlich, verzichtete aber auf die Mitnahme der religiösen schriften und wanderte in den Wüsten aus, die das Volk der Ägypter bewohnte.

Er wurde schließlich von seinem Hass und seiner Wut so verbittert, dass er beschloss, sich eine eigene Religion zu gründen, mit dem Vorbild der Lehren seines Vaters, aber doch ganz anders. Immer in Kämpfe mit rivalisierenden Clans verwickelt, ließ er den kämpfenden Einfluss in seine Schriften mit aufnehmen. So gründete er seine Lehre auf Gewalt und Krieg.

Alle drei Brüder aber, obgleich von gleichem Blute, mit der gleichen Lehre vom Vater erzogen, aber unterschiedlichen Meinungen, begannen, die gegründeten Religionen ihrer Geschwister zu hassen. Jeder beanspruchte des Recht des vorherrschenden Glaubens für sich und verabscheute die Grundsätze der anderen. Und so begannen sie Kriege im Namen ihres Gottes zu führen, des einen Gottes, der für alle Religionen stand und doch so unterschiedlich interpretiert wurde.

Abraham aber grämte sich, dass seine Lehren falsch verstanden wurden und wollte mit alldem nichts mehr zu tun haben. Versuchte er noch anfangs, den Streit seiner Söhne zu schlichten, was ihm natürlich misslang, so sah er schließlich ein, das es keinen Sinn machte und wanderte aus …

 
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