Der Kommandant

„Hey, aufgewacht. Der Chef ist da. Gleich beginnt seine übliche Inspektionsrunde. Mine und Kräutergarten. Sieh zu, dass die Aufträge bereitstehen“. Unteroffizier Grimmkinn ist ungehalten und brüllt in orcischer Manier durch den Hof. Wie immer sind die Peons viel zu faul. „Arbeit, Arbeit. Nichts als Arbeit. Jaja, schon klar. Das Gewünschte steht rechtzeitig bereit. Das kann ich.“ brummelt der gescholtene Peon.

Der Peon latscht gemütlich zu seinem Vorarbeiter, kurz Chefpeon genannt. Die Arbeit war erledigt und sobald der Kommandant eintreffen würde, würde die ganze Ackerei von vorn losgehen. „Arbeit, Arbeit, nichts als Arbeit. Und davon abgesehen, muss ich ausgerechnet bei diesem Kommandant arbeiten? Einem Troll, der sich ständig in eine Katze oder einen Bär verwandelt? Diese ganzen Flusen auf dem Boden! Wenn die Druiden wenigstens in ihrer Tiergestalt reinlich wären. Ich möchte mich versetzen lassen. Zu dem Todesritter, der ist zwar unheimlich, aber wenigstens sauber!“ motzt der Peon weiter. Der Chefpeon rollt mit den Augen. Diese Gespräche, die gab es reichlich. Jeden Tag aufs Neue. Es war nicht leicht, bei einem Druiden, der sich mit Alchemie beschäftigt, zu arbeiten. Aber was sollten sie anderes tun? Sie sind Peons und das ist ihre Aufgabe. Mit einem Tritt befördert er den motzenden kleinen Wicht Richtung Alchemielabor. „Du kannst nun die restlichen Kräuter zusammenfegen von seinen letzten Versuchen, Heiltränke zu brauen. Wünsche gibt es hier nicht. Wir sind im Krieg und jeder hat seine Aufgabe. Der Kommandant prügelt sich mit der Eisernen Horde und du räumst hinter ihm auf. So einfach ist das. Und nun geh arbeiten!“

WoWScrnShot_013116_120218Plötzlich legt sich eine Tatze auf die grünen Schultern des Chefpeons. Wie aus dem Nichts erscheint die Gestalt einer Katze direkt hinter ihm. Wenn der Chefpeon und Peon nicht schon grün wären, wären sie nun grün geworden vor Angst. „Was’n hier los?“ donnert die Stimme eines Trolls über den Hof. „Oh, ähm, Lok’tar Ogar Kommandant! Dieser Nichtsnutz hier beschwert sich über seine Aufgaben!“ stammelt der Chefpeon, während der Gescholtene nicht nur seine Beine, sondern auch die Axt in die Hand nimmt und schleunigst das Weite sucht. Das Weite in Form einer Aufgabe, die sich in Form eines Baumstumpfs bietet. „Da hat wohl jemand vergessen, dass ich in Katzengestalt mich unsichtbar anschleichen kann, was? Die Fähigkeit muss geübt werden, die braucht man, wenn es um die Gegner auf dem Schlachtfeld geht.“ Innerlich muss der Kommandant lachen. Um seine Garnison braucht er sich keine Sorgen zu machen, dass weiß er. Auch wenn die Peons gelegentlich einen schockierenden Auftritt brauchen, ab und zu auch einen Arschtritt. Aber es funktioniert alles, es läuft alles. Dafür sorgt schon der Chefpeon, der seine Macht über die Niederen gern ausnutzt.

Sofern man sich als Kommandant auf dem Schlachtfeld beweisen kann, zusammen mit den anderen Helden, solange blicken die niederen Wesen mit Ehrfurcht und auch mit Angst zu einem auf. Nicht zuletzt der Tatsache geschuldet, dass mittlerweile ein Troll, Vol’jin, nun die Macht über die Horde innehat. Die Horde rennt … Der Kommandant muss innerlich grinsen. Eher heißt es wohl: Die Horde pennt. Zumindest in Form dieser faulen Peons, die sich immer wieder irgendwo in der Garnison ein Fleckchen aussuchen und dort das nutzlose Schönheitsschläfchen halten.

Der Kommandant wendet sein sein Katzenhaupt wieder in Richtung des Chefpeons: „Wenn der Nichtsnutz wieder einmal meint, es wäre ihm hier alles zu schwer, dann weise ihn darauf hin, dass er, wenn die Garnisonsarbeit zu schwer ist, mich nach Nagrand begleiten darf. Und dort, zwischen denn Grollhufen, Talbuks und anderem Getier darf er dann Rasen mähen. Während die Eiserne Horde die Gegend unsicher macht. Lebenserwartung maximal eine Stunde, mit Glück. Die Biester dort sind alle sehr aggressiv im Moment.“ Der Chefpeon muss nun auch grinsen. Und stapft in Richtung Tor, wo sich gern mal eine Gruppe Peons im Schatten niederlegt …

 
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