Nachgereicht – Lichtscheu

Es gibt kleinere Aufsätze, die an gewisser stelle für Unverständnis sorgen. Dafür von denen, die es betrifft, gelobt wurden. Tja, der Ort der Wahl ist gelegentlich entscheidend über Nutzen und Nutznießer. Dabei dürfte klar sein, dass die folgenden Worte hier besser passen als dort. Oder da.

Lichtscheu – Keine Rezension

Es gibt Musik und es gibt Musik. Ja, es gibt Unterschiede. Es gibt Musik, die ist für die Masse, dafür ohne Klasse und es gibt Musik ohne Klasse und ohne Masse. Es gibt auch aber auch Musik, die ist nicht für die Masse, aber dafür mit Klasse. Genug der Massenklasse oder Klassenmasse, es geht schlicht und einfach um Musik mit Stil. Rosenstolz brachte mal Musik mit Herz und Gefühl und spätestens ab dem Moment, ab dem ein gewisser Peter Plate auf der Bühne ausrief „Gebt mir das Gefühl, ein Rockstar zu sein“ – ab diesem Moment war es vorbei, es wurde zur Massenklasse.

Die Band "Lichtscheu" auf der Bühne. Foto: © Natalie Loos, Credits im Artikel.

Die Band „Lichtscheu“ auf der Bühne. Foto: © Natalie Loos, Credits im Artikel.

Es gibt nicht viel Bands, die wirklich Musik mit Herz und aus vollem Herzen produzieren. Der Großteil hofft darauf, bekannt und berühmt zu werden, begibt sich in die Fänge eines Labels und tanzt – oder vielmehr spielt – dann nach deren Pfeife. Dann gibt es noch die eher, und das mit einem großen leider, unbekannteren Bands, denen man das Herzblut in der Musik zwar nicht ansieht, aber dafür heraus hört. Genug der Lobhudelei, das ist nicht mein Stil, ich bin als Nörgeltrine bekannt, als Meckerfritze und als solcher sollte ich auch loslegen. Nur, es gelingt mir nicht auf Anhieb. Und der Sprung von Rosenstolz zu den eher dunkleren Gefilden der Musikszene ist nicht einfach hin zu bekommen. Aber ich bin nun textlich gelandet in der Kategorie Gothic Rock, oft und zu Unrecht müde belächelt und damit auch, um genau zu sein, bei der Band Lichtscheu.

Zugegeben, lange haben sie gebraucht für das neue Album, dass bei den Fans und gewissen Hörern sehnsüchtig erwartet wurde. Doch bei alledem sei eine Sache zu bedenken: Entgegen der marktüblichen Produktion von Alben, bei der oft zu viele Personen rumpfuschen, war es bei dem neuen Album von Lichtscheu, namentlich als „Scherbenwelt“ benannt, die Band selbst, die den Großteil der Arbeit in die eigenen Hände genommen hat. Die gleichen Hände, die die Instrumente und auch das Mikrofon beherrschen, zusammen mit der Stimme von Angela „Goldkehlchen“ Clausen, die auch textlich die Hände im Spiel hatte. Oder eher die Gedanken. Das Cover wurde vom Gitarristen Timo gestaltet und das Album mit den zehn Titeln, darunter auch der Band-Hymne „Lichtscheu“, von den Access All Area Studios abgemischt. Dieses Studio hat sich unter anderem den Leitspruch „Wir sind auch mal bereit den offensichtlich „schönen“ Klang für eine Portion Glaubwürdigkeit zu riskieren. Lieber ein wenig gewagt Anders als immer Standard beliebig…“ auf die Fahne geschrieben und DAS hört man auch.

Rezensionen der schwülstigen Art gibt es schon derer einige und jeden Titel einzeln vorzustellen ist für meine Wenigkeit in einer Vorstellung ebenso fehl am Platz, da es für mich als Hörer den Überraschungsmoment nimmt, wenn das Album zum allerersten Mal durch die Anlage schallt. Lausche den Titeln, erkenne das Band-Credo beim Hören und genieße unvoreingenommen und damit ist eine solche Vorstellung vielmehr eine persönliche Empfehlung. Von meiner Warte aus leider nicht ganz unvoreingenommen, da ich durchaus schon das Vergnügen hatte, die Band bei Auftritten und einige Mitglieder der dazugehörenden vier Köpfe persönlich kennenzulernen. Das Album für das feierabendliche Musik-Abschalt-Erlebnis und der Live-Auftritt für das Feeling.

Ich suche noch und finde bis jetzt immer noch nichts, während dieser Text aus den Fingern fließt und nebenbei genau das erwähnte Album aus den Lautsprechern schalt, den Grund zum meckern. Den einen Grund, aber er ist nicht da. Verdammt! Handgemachter Rock, in perfekter Abstimmung zwischen Gesang und Musik. Fehlt nur noch der Hinweis, dass das Album direkt über die Homepage (http://www.lichtscheu-musik.de/) oder bei Bandcamp (http://lichtscheu.bandcamp.com/) zu bekommen ist und nicht über die großen Shops. Aber der weite Weg, der lohnt sich allemal.

 
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