Kleine Dämonenkunde: Lucifer

Keine Gestalt in der Mythologie ist so umstritten wie die Figur des Lucifer. Gleichgesetzt mit dem Teufel und Satan, doch im Grunde und irgendwie – etwas anderes. Zudem ist selbst Lucifer vor religionsübergreifender Berühmtheit nicht gefeit, den Lichtbringer gibt es öfter, als man denken mag.

Lichtbringer ist ein guter Einstieg. Denn in der römischen Mythologie war Lucifer tatsächlich der Lichtbringer, nämlich die Personifikation des Morgensterns. Und tatsächlich gab es in der katholischen Kirche einen Bischof, der zudem noch zum Heiligen befördert wurde, mit den Namen Lucifer von Calaris im 4. Jahrhundert nach C. wie immer allerdings, wenn es um die heidnischen Götter geht, hat die christliche Kirche, insbesondere der katholische Ableger nichts besseres zu tun, als diese in das Reich der Dämonen zu verbannen. so beschäftigen wir uns mit Göttern, die zu Dämonen wurden.

„So leben auf der Venus auch Wesenheiten, die zwischen den Menschen und den Sonnen­wesenheiten stehen. Sie bewohnen die Venus und können sogar wirksam werden auf der Erde. Sie werden wirksam im menschlichen Leibe. Diese Wesenheiten nennen wir luziferische Wesenheiten. Sie haben in gewisser Weise ihre Heimat auf der Venus. Daher nennt man die Venus auch «Luzifer».“ (Lit.: GA 98, S. 186)

Luzifer/Lucifer steht ebenso für die Eigenständigkeit des Menschen. Kein Wunder, dass sich dieser Gott/Dämon bei der christlichen Religionsgemeinschaft unbeliebt gemacht hat. Selbständige Menschen sind nicht so einfach regierbar, auch nicht mithilfe einer Religion. So entstand auch das Lucifer-Experiment. Ein Test, der herausfinden soll, ob bestimmte Parameter des Lebens funktionieren. Das Leben als Experiment.

lucifer-272994_1280Luzifer steht in der Bibel als für die Ausgeburt des Bösen, den Verführer, als Satan, Teufel und Beherrscher der Hölle. Als Höllenfürst, Dämon und das abgrundtief Böse.

Luzifer/Lucifer/Satan erhob sich gegen Gott, weil es sein Bestreben war, nicht allein dem Gott zu dienen, sondern sich eher selbst zu lieben, unabhängig zu werden und Gottes Weisheit sich eigen zu machen. Allein der Versuch der Unabhängigkeit ist im christlichen Glauben das absolute No-Go. Doch die Menschen zu versuchen, sich dem anzuschließen – das hält kein Gott, der eine Gott nicht aus in seiner unermesslichen Güte. Ironie? Sicher. Wenn Gott gütig wäre, würde er wegen Eigensinnigkeit niemand verstoßen. So wurde Lucifer alias Satan zum Verführer der Menschen, er war es ebenso, der als Schlange im Garten Eden Eva bequatschte, die verbotene Frucht vom Baum der Erkenntnis zu essen. Lucifer wurde als Engel geschaffen und als solcher vom Himmel verstoßen dann als gefallener Engel bezeichnet. Dabei war Lucifer strahlend schön – kein Wunder, wenn man seine vorchristliche Herkunft als Lichtbringer bedenkt, als Morgenstern.

„Und es erhob sich ein Streit im Himmel: Michael und seine Engel stritten mit dem Drachen; und der Drache stritt und seine Engel, und siegten nicht, auch ward ihre Stätte nicht mehr gefunden im Himmel. Und es ward ausgeworfen der große Drache, die alte Schlange, die da heißt der Teufel und Satanas, der die ganze Welt verführt, und ward geworfen auf die Erde, und seine Engel wurden auch dahin geworfen.“ (Offenbarung des Johannes; 12:7-9)

Im Zusammenhang mit Luzifer werden die siegel-des-baphomet-pentagrammSymbole Drudenfuß als Pentagramm, das Petruskreuz (umgedrehtes Kreuz) gebracht, ebenso das Element Feuer (Hölle > Feuer …), die Farbe Rot und die Zahl 666 (wie auch 616 – darüber streiten noch die Experten und Theologen). Rot steht für die pure Leidenschaft, die Abgründe der Hölle wie das alles verschlingende Feuer.

In Verbindung mit Lucifer werden einige Tiere als Verkörperung dessen angesehen: die Schlange (siehe Garten Eden), der Rabe (als heidnischer Vogel der Gottheit Odin), Kuckuck oder die Hummel.

Lucifer kommt als Satan in vielen Religionen vor: Im Christentum als Höllenfürst, als Shaitan (> Satan) im Islam, im Judentum als „Hinderer“, dessen Aufgabe es ist, im Namen Gottes die Menschen anzuklagen, die gegen Gottes Gebote verstoßen. Im Buddhismus nimmt er die Stelle des teuflischen Dämonwesens ein; von ihm wird behauptet, er seit etlichen tausend Wiedergeburten alles versuche, um Buddha Schaden zuzufügen. Bei den alten Griechen gab es den  Phophoros oder auch Eosphorus (als Sohn der Göttin Eos). Weitere Namen wären Ahriman, Ahryman (persisch), Angat (Madagaskar), Antichrist, Asrael (Totenengel), Iblis oder auch Azazil (arabisch), aber auch Beelzebub, Baphomet, Baal oder Belial.

Doch was wäre Lucifer ohne seinen bekanntesten Auftritt in Goethes Faust als Mephistopheles:

„Da du, o Herr, dich einmal wieder nahst
Und fragst, wie alles sich bei uns befinde,
Und du mich sonst gewöhnlich gerne sahst,
So siehst du mich auch unter dem Gesinde.
Verzeih, ich kann nicht hohe Worte machen,
Und wenn mich auch der ganze Kreis verhöhnt;
Mein Pathos brächte dich gewiß zum Lachen,
Hättst du dir nicht das Lachen abgewöhnt.
Von Sonn‘ und Welten weiß ich nichts zu sagen,
Ich sehe nur, wie sich die Menschen plagen.
Der kleine Gott der Welt bleibt stets von gleichem Schlag,
Und ist so wunderlich als wie am ersten Tag.
Ein wenig besser würd er leben,
Hättst du ihm nicht den Schein des Himmelslichts gegeben;
Er nennt’s Vernunft und braucht’s allein,
Nur tierischer als jedes Tier zu sein.
Er scheint mir, mit Verlaub von euer Gnaden,
Wie eine der langbeinigen Zikaden,
Die immer fliegt und fliegend springt
Und gleich im Gras ihr altes Liedchen singt;
Und läg er nur noch immer in dem Grase!
In jeden Quark begräbt er seine Nase.“

* * * * * 

„Ich bin der Geist, der stets verneint! // Und das mit Recht; denn alles, was entsteht, // Ist wert, daß es zugrunde geht; // Drum besser wär’s, daß nichts entstünde. // So ist denn alles, was ihr Sünde, // Zerstörung, kurz das Böse nennt, // Mein eigentliches Element.“

Quellen:

 

 
This entry was posted in Gothic, menschlicher Irrsinn, Natur und Kosmos, Religion und Aberglaube and tagged , , , , , , , , , , , , , . Bookmark the permalink.

One Response to Kleine Dämonenkunde: Lucifer

  1. Pingback:Im Namen der Menschlichkeit | Tagebuch online