Kleine Dämonenkunde: Lilith

Lilith ist wohl eine der bekanntesten aus der Klasse der Dämonen, ob gut oder böse. Wer früher einmal die „Gruselromane“ von Jason Dark der Reihe „John Sinclair“ gelesen hat, wird bei dem Namen Lilith sehr schnell hellhörig. In diesen Romanen wird sie als die erste Hure des Himmels beschrieben, wie Luzifer ebenfalls ein gefallener Engel und Herrscherin in der Hölle. Ebenso im Talmud – dem jüdischen Glaubensbekenntnis, ähnlich der Bibel. Lilith ist eine der bekanntesten Dämonen, gender-richtig DämonInnen. In vielen Glaubensrichtungen bekannt, doch erst richtig berühmt eben durch den christlichen und jüdischen Glauben.

Talmud / jüdisch

Gott schuf als erste Frau Adams nicht Eva, sondern Lilith. Lilith war eine aufgeschlossene und ebenbürtige Frau und damit im Christentum der modernen Generation nicht würdig als Gemahlin des ersten Mannes. Ihr stolzes und selbstbewusstes Auftreten, ihre Weigerung, Adam, dem Mann zu dienen, stieß sowohl auf Ablehnung durch Gott wie auch durch Adam. Man könnte sie durchaus als Lilith – die Mutter der Emanzipation bezeichnen. Durch eben dieses Auftreten floh sie wegen der erfahrenen Ablehnung aus dem Paradies und zog dadurch die Strafe Gottes auf sich, der jeden Tag 100 ihrer Kinder tötete. Aus Trauer wahnsinnig geworden, wurde sie zur kinder mordenden Dämonin. Sie soll ebenfalls die Schlange gewesen sein, die Eva die verbotene Frucht vom Baum der Erkenntnis anbot – passt eben zu ihrem Charakter.

So kann auch gern aus Goethes „Faust“ zitiert werden:

„Lilith ist das, Adams erste Frau.
Nimm dich in acht vor ihren schönen Haaren,
vor diesem Schmuck, in dem sie einzig prangt.
Wenn sie damit den jungen Mann erlangt,
So lässt sie ihn so bald nicht mehr wieder fahren.“
(J.W.v. Goethe, Faust)

Babylonisch / sumerisch

In der babylonischen Mythologie als Göttin der Unterwelt, als Nachtgöttin dargestellt als Frau mit Vogelkrallen. Das obige Bild ist ein Relief aus dem Britischen Museum. Ihr zugeordnetes Tier ist die Eule, als Vogel der Nacht und Weisheit sowie als Todesbote passend. In den Händen hält sie Stab und ring, auch teffend interpretiert für das männliche wie auch weibliche Geschlechtsorgan. Sie ist die Verbindung von beidem. Ebenso wird sie auch die erste Hexe genannt.

Andere Deutungen

Die alten heidnischen glaubensrichtungen setzen Lilith mit der Erdenmutter gleich. Gaia, die Erdenmutter, als Herrscherin über Erde und alles Leben, Lilith, die für die Seelenkräfte steht (> erste Hexe) und das Unbewußte. Für viele Hexen ist sie damit auch die Göttin, Königin. Man könnte fast sagen, Lilith ist damit die Ansprechpartnerin für die Hecenkräfte – für alles magische und okkulte.

Ebenso vergleicht man sie mit Hekate (griech.), der Dreieinigen Göttin in den drei Zyklen des Lebens einer Frau: Jungfrau, Mutter, alte Greisin. Versinnbildlicht damit auch den Kreislauf des Lebens. In der Astrologie steht sie für die weibliche Autonomie und ist als weise Alte der weibliche Gegensatz zu Saturn.

Ebenso aus dem christlichen Glauben heraus könnte Lilith als auch als die Mutter aller dunklen Geschöpfe, Vampire und Dämonen betrachtet werden. Sie soll hunderte von Kindern mit dem Teufel (Satan, Luzifer) gezeugt haben, aus dieser Verbindung sollen auch die Lamien, Embusse, Inccubuse und Succubuse entstanden sein – deren Herrin sie natürlich auch ist.

Anmerkung

In der Dämonologie ist sie neben Satan/Lucifer die interessanteste Figur, da sie religiöse Dogmen und Irrwege aufzeigt. Schon allein dem Manne ebenbürtig zu sein widerspricht der Auffassung des modernen christlichen Glaubens – stellt damit quasi eine Revolution dar. Ebenso ihre Rolle in den Gruselromanen von Jason Dark „John Sinclair“ ist faszinierend als dargestellte erste Hure des Himmels. Denn damit wird die Reinheit der Engel und Gottes allein schon in Frage gestellt. Auch wenn sie nur Dämonen und einfache Männer verführen konnte, so ist doch die emanzipierte Seite schon ein Schlag ins Gesicht der christlichen Priester. Kein Wunder, dass man außer in esoterischen und oder satanischen Foren so wenig von ihr liest. Wird doch die emanzipierte Seite der Frau nicht gern gesehen im Christentum. Im Judentum dafür schon – da werden ihr sogar Altäre, allerdings vor dem Haus, gewidmet.

Quellen:

Time for Fantasy
Rafa.at
Vampirbibliothek.at
Myss.de
Zwischen Himmel und Hölle

Leider – und gerade das ist deprimierend, fehlt sie im allgemeinen Almanach der Dämonenkunde, wo sonst jeder noch so kleine Dämon aufgeführt ist. Quellen wie Wikipedia sind in diesem Fall ebenfalls nicht hilfreich.

(reblog)

 

 
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