Wer bist du denn nun schon wieder? Jeden Morgen die gleiche Leier bei dem Versuch der morgendlichen Restaurierung. Da schaut man einmal in dieses Fenster über dem Waschbecken und schon glotzt einen so ein blöder, fremder Typ an. Und wie der aussieht – zum reinschlagen. Furchtbar. Kann der nicht mal jemand anderes ins Fenster glotzen? Der Schock für den Tag ist damit dann auch schon wieder erledigt. Liste raus, streichen.
Wer kennt es nicht, dass morgendliche Dilemma bei der Morgentoilette. Immer wieder wird man von irgendwelchen fremden Leuten angeguckt, die zudem noch zum fürchten aussehen. Ach, das ist man selbst? Bin ich mir so fremd geworden? Bin ich überhaupt noch ich? Während Alter und Bauch zunehmen und die Haare abnehmen, wundert man sich allmorgendlich über das Gesicht, dass da im Spiegel grinst. Diabolisch.
Doch so sehr, wie ich mir selbst fremd werde mit der Zeit, zumindest äußerlich, wird es die Gesellschaft. Nicht nur äußerlich. Da sind Ideen und Handlungen, die man selbst nicht mehr nachvollziehen kann, obschon eine gewisse Art der Weiterentwicklung der Persönlichkeit stattgefunden hat. Oder gerade deswegen? Stellt sich dann nur die Frage vor dem ersten Kaffee: lebst du schon oder noch oder….?
Lustig zu beobachten ist ebenfalls, wie sehr einige ehemals vertraute Personen sich immer mehr entfremden. Was früher normal war im persönlichen Umfeld, wird nicht nur zu Gewissensfrage, sondern auch zu einer Frage der Erträglichkeit. Wer bist du und warst du schon immer so? Die Frage gilt nicht nur dem eigenen Spiegelbild. Oder eher dem Bild des Dorian Grey? Wie auch immer. Alles wird fremd. Also kann man quasi täglich umziehen, wenn es nicht so anstrengend wäre. Man lernt sowieso jeden Tag etwas neues und dachte ehe schon, die Welt wäre verrückt. Nein, es geht immer besser.
Fremd war mir bis zu diesem BlogBattle nicht ur das Spiegelbild, sondern auch das Wort „Existentialismus“ im Bereich der Literatur. Wichtiger Vertreter davon der Schriftsteller und Philosoph Albert Camus, der, wie konnte es auch anders sein, zudem noch Franzose war. Was mir dabei allerdings nicht fremd ist, ist der Protagonist, der introvertiert als Mensch sein Dasein fristet und mit dem ich mich durchaus assoziieren könnte. Dabei sei noch mal kurz auf die 10 Mythen über introvertierte Menschen hingewiesen, die im Blog sein.de behandelt und ausgeräumt werden. Da ich mich selbst zu der Spezies der Introvertierten zähle – ist dieses Buch mittlerweile in die Must-Have-Liste aufgenommen. Und zumindest als halb gelesen liegt es im Speicher. Wie unscheinbar der Protagonist auch wirkt, fremd ist er mir nicht. Ein Verhalten beschrieben, wie es nicht anders von mir sein könnte. Von mir ist.
Fremd ist mir ebenfalls nicht der Begriff „Schizophrenie“. Könnte man kurz und bündig mit einem Satz umschreiben: „Neun von zehn Stimmen in meinem Kopf sagen mir, ich wäre verrückt. Die zehnte summt die Melodie von Tetris„. Ok, wenn das so ist, dann bin ich schizophren. Man kann sich ja schließlich alles einreden, was einem Spaß macht. Kann mal jemand diese Melodie abstellen? Lustig wird es dann, wenn die stimmen sich streiten. Im Moment läuft der Streit um das Thema des Blogbattles, „fremd„. Mag befremdlich erscheinen, oder?
Mal sehen, wer sich selbst noch so alles fremd ist:
Teilnehmer:
1. Schakal mit seinen Gedankenwelten
2. Ichigo Komori mit ihrem “The music box of a morbig wonderland”
3. Das Wetterschaf mit Schafen, Wetter und so
4. Sebastian vom Pal-Blog
5. Chelsea mit ihren vielen Dingen
6. Justine von Justine
7. The Lisa/Lilly
8. die Laura
9. die rollende Wicca Isladehn
10. und selbstbrüllend Ich, the Lord himself
11 Responses to BlogBattle No. 22 – Fremd