Gespräch mit der Stimme der Vernunft

„Hallo, ich bin es.“ „Wie? Wer bist du?“ Hilfesuchend schau ich mich um und kann niemand entdecken. Wer soll mir auch helfen? Ich bin allein zu Hause. Da ertönt sie wieder, diese Stimme, die meint, mir ein Gespräch aufdrängeln zu müssen. „Na ich, die Stimme der Vernunft. Deine persönliche Stimme der Vernunft.“ Na super, das hat mir gerade noch gefehlt.

Erst treibt mich die senile Bettflucht zu früh aus den Federn und nun will mich eine eingebildete Stimme zuquatschen. „Halt die Fresse und verpiss dich und lass mich gefälligst in Ruhe…“ ist dann auch meine ungehaltene und gedachte Antwort. „Aber ich wollte doch nur… „ Ja ne is klar. Die wird mir wohl eine geraume Zeit auf den Senkel gehen. „Sollst Fresse halten und verschwinden. Sonst, sonst… sonst, Mhmm.“ „Ja was sonst? Den Stimmen aus Deinem Kopf kannst du körperlich nichts antun.“ Genau das ist ja auch der wunde Punkt. Das dumme daran. Das ganze Übel. Diese blöden Stimmen im Kopf kann man nicht einfach mal so schnell knebeln, zerhacken, ersäufen oder was auch immer. Aber warum muss es ausgerechnet die Stimme der Vernunft sein? Kann es nicht die Zehnte sein, die mir die Melodie von Tetris vorsummt? „Ja leider und du blödes, blöde…. Ach. Du blöde Stimme weißt das natürlich auch noch.“

Das gehässige Lachen von dieser verhallt dann auch nach einer geraumen Weile in den Tiefen des Bewusstseins. „Du wolltest mir etwas mitteilen? Bringen wir es hinter uns, dann habe ich es hinter mir.“ So zumindest meine trügerische Hoffnung. Doch es soll wohl nicht sein, denn die Stimme der Vernunft palavert dann auch gleich fröhlich weiter. „Ach, noch habe ich nichts zu vermelden. Dank diesem Gespräch habe ich dich ja bereits von einigen unnötigen Dingen abgehalten.“ Zum Teufel noch mal, es hat recht. Ich sitze nun schon 10 Minuten hier herum und habe weder Kaffee noch Kippe in den Pfoten.

„Nein, verdammt, hätte ich es bloss nicht angegedeutet. Lass das doch einfach mal sein.“ Hehe. Denkste. Nun ist es an mir gehässig zu lachen, während ich in die Küche latsche, vorbei an der glücklichen Tür und fast über die an den Füssen quengelnden Katze stolpere. „Du könntest zur Abwechslung auch mal auf mich hören, dann würdest du dir nicht fast das Genick brechen.“ War ja klar, dass diese Reaktion folgen würde. Es wird dann wohl ein sehr, sehr langer Tag werden. Im Zwiegespräch mit der Stimme der Vernunft. Toller Urlaub. „Halt die Fresse und geh sterben.“ war dann auch die entsprechende Erwiderung meinerseits. Doch den Gefallen will sie mir einfach nicht tun. „Wie wäre es, wenn du wieder ins Bett gehst und dich ausschläfst?“ Toll, die kommt aber auch auf Ideen. Als wenn ich nicht schon selber daran gedacht hätte. Was ja bei mir aber nicht möglich ist, wenn wach, dann wach. „Schlaues Stimmchen du bist. Aber saß geht nicht, ich bin wach und brauche jetzt Koffein und Nikotin. Da kannst du seiern wie du willst.“ Sprach es und liess die Stimme eine Stimme sein. Und gab mir den nötigen Schuß, zusammen mit richtig lauter Musik, in der Hoffnung, diese Stimme zu übertönen…

 
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