First Class?

Die First Class auf Kreuzfahrtschiffen wurde abgeschafft und ist dennoch markanter denn je vorhanden. Auch wenn es so scheinen mag, wenn alle Bereiche eines solchen Schiffes im Großen und Ganzen zugängig sind, so gibt es immer noch diese First Class, versteckt in den Suiten, in die ein Normalsterblicher niemals eintreten darf.

Wir erinnern uns? Die Titanic, ein Schiff damals seiner Zeit voraus. Gebaut mit allen möglichen Schikanen für die Sicherheit der Passagiere und dennoch wurde ihr nicht nur der Hochmut der Reeder und der Mannschaft zum Verhängnis, sondern auch seine Klasseneinteilung. Die besser bezahlenden Passagiere wurden gerettet, doch wie viele von den Ärmeren auf den unteren Decks haben überlebt?

Heute werden die klassen nicht mehr durch Gittertüren voneinander getrennt. Ja selbst durch die Gänge der ersten Klasse wuseln die Bevölkerungsschichten und ringen sich ein Staunen ab über Verhältnisse, die sie nicht kennen und erleben werden. Doch was passiert, wenn der Kahn wirklich einmal kentern und absaufen sollte? Die „billigen“ Passagiere werden zu den Rettungsinseln gelotst, während die Suite-Bewohner die geschlossenen und sturmfesten Rettungsboote entern dürfen, die nicht einmal unweit der Kabinen aufgehängt sind. Das haben die ganzen Schilder mit den Fluchtwegen verraten, die überall einsehbar waren. Gewiss, die Rettungsbote und -Inseln sind nicht mehr mit dem vergleichbar, was zu Zeiten einer Titanic gang und gäbe war. Doch mit welchem Recht werden die Passagiere der unteren und billigen Decks auf die Inseln verteilt und die First-Class-Passagiere auf die Boote? Zählt in dem Fall des Falles nicht die Menschlichkeit an sich, alle sind gleich? Frauen, Kinder und Alte zuerst? Egal wie hoch der Kontostand?

Die Menschlichkeit wird noch immer in zweierlei Maß gemessen, wenn auch nicht mehr so offensichtlich. Nur noch hintergründig. Die gleiche Menschlichkeit, die Flüchtlinge auf dem Mittelmeer absaufen lässt. Das gleiche Mittelmeer, auf dem sich die Super- und Ultrareichen mit ihren Yachten tummeln. Gier und Neid? Weit gefehlt. Es ist nur eine Beobachtung.

Britannia - Restaurant - Hier gab es dass abendliche Diner für die mittelbilligen Passagiere, ob blind oder nicht

Britannia – Restaurant – Hier gab es dass abendliche Diner für die mittelbilligen Passagiere, ob blind oder nicht

Doch die Luxusliner, die von den Reedereien gern als schwimmende First-Class-Hotels gepriesen werden, haben nicht mehr den Luxus, den man sich darunter vorstellen kann. Der Lack ist ab. Da sind unter Umständen sogar einfache 3-Sterne-Hotels gediegener. Ebenso unverständlich ist es in mancher Augen, warum die Mini-Bars der Suiten den gleichen Preis verlangen wie die der einfachen Kajüten. Will man den Schein waren? Wer sich eine Suite leisten kann, der kann für ein Wasser gern auch einen höheren Preis löhnen, oder etwa nicht? Genug gemeckert, Unterschiede sind nun mal, auch wenn nicht mehr so offensichtlich. Man möchte den Schein waren, dass alle Menschen gleich sind und gleich behandelt werden. Auch wenn manche gleicher sind oder die Unterschiede in den Kontoständen und Rechnungen sich bemerkbar machen. Aber so ein Luxusliner ist eben für eine höhere Klasse gedacht, für Redakteure von Gruner und Jahr zum Beispiel, die sich in japanischen Gedichten vertiefen bei Gratis-Kaffee in dem All-you-can-eat-and-drink-Bordrestaurant. Sie wissen eben das Kostenlose noch zu schätzen, während der einfache Mann von Welt sich den Luxus gönnt und in einer Bars an Board geht, wo noch mit der Karte gezahlt wird. Man hat eben nur einmal Urlaub und wenn die Kabine günstig war, so muss der Rest des Budgets für den Hauch von Luxus herhalten. Einmal wie ein König dinieren und so behandelt werden, während sich der Mann von Welt kostenlos in der unteren Klasse aushalten lässt. Verdrehte Zeiten …

 
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