Abraham – Teil 1

Es war einmal … So beginnen irgendwie alle Geschichten, die nicht umsonst so heißen. Geschichten sind Texte über die Vergangenheit. Geschichten sind die Erzählungen, die nie sterben, auch wenn die Personen, um die es geht, schon längst den Weg des irdischen Leidens verlassen haben.

Es war einmal – ein Vater, der hatte drei Söhne. Der Vater hatte vor längerer Zeit eine Geschichte gehört über eine Religion mit nur einem Gott. Diese Geschichte kam aus einem nicht allzu fernem Land, dem Land der Pharaonen. Und auch wenn die Menschen dieses Landes diese Geschichte nur hinter vorgehaltener Hand sich erzählten, weil sie verpönt war durch geschichtliche Umstände, so fand der Mann sie dermassen interessant, das er begann, intensiv darüber nachzudenken.

Nun begab es sich, dass zu jener Zeit, als dieser Mann lebte, noch verschiedene Bräuche und Sitte gepflegt wurden und ebenso auch viele verschiedene Götter angebetet wurden. Manchen Leuten war diese Gepflogenheit schon lästig geworden, andere waren ob der Vielfalt dermaßen verwirrt, das sie gar nicht mehr wussten, welchen Gott sie wann und wie anrufen mussten, kurz, es war ein heilloses Durcheinander. Auch unser Mann hatte seine liebe Not damit, denn ständig immer den verschiedenen Göttern zu opfern, dass konnte schon aus dem reichsten Bauern einen armen Tagelöhner machen. Die Götter forderten ihre Gaben, jeder Gott eine andere und so wurden bei Ritualen oft die Speisekammern und Vorratslager oft bis auf die hinterste Ecke geplündert, so dass die Leute kaum noch für sich selbst hatten.

So beschloss der Mann also, diese Geschichte aus dem fernen Land sich zu eigen zu machen und eine Religion zu gründen, die nur einem einzigen Gott dienen sollte. Zwar nicht ganz von der Idee überzeugt, wohl aber von sich selbst, trat er den steinigen Weg an und ging bei einem Wanderprediger in die Schule, um die Grundsätze einer Predigt und Verbreitung von Lehren zu lernen. Nach dieser Ausbildung nannte er sich fortan Abraham und zog durch die Dörfer, um von einer einzigen Gottheit zu predigen, allmächtig und herrschend. So unterrichtete er seine Söhne in den Ideen seiner Religion und schickte diese auf Wanderschaft, auf das sie das Wort des einen Gottes in die ganze Welt tragen sollten. Des einen Gottes, der keine Opfer braucht, der für seine Macht nicht auf einen Tempel oder Altären angewiesen ist, sondern nur von Gebeten lebt…

 
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