Der heilige St. Nikolaus

Du sollst die Feste feiern wie sie fallen. Sagt der Volksmund. So auch die Feste im Namen des Glaubens – am 6. Dezember ist Nikolaustag. Fröhlich verteilen die Menschen die Dinge, um die Nächsten zu erfreuen – und wissen nicht, warum. Nur, dass es schon immer Brauch war. Nicht immer – wie die Geschichte zeigt.

Der heilige Nikolaus gilt wie der heilige Martin als „apostelgleich”. Ebenso wie der heilige Martin ist Nikolaus einer der ersten Nichtmärtyrer, die als heilig gelten. Aber anders als Sankt Martin wurde und wird der heilige Nikolaus sowohl in der lateinischen als auch in der griechischen Kirche hochverehrt. Während Nikolaus im Westen durch die kritische Wissenschaft an pastoral-theologischer Brisanz verloren hat, ist sein volkstümlicher Stellenwert eher gestiegen, hat er Ableger bis in die säkularen und profanen Bereiche gebildet. Im Osten dagegen hat sich die kirchliche Bedeutung des Heiligen ungebrochen bis heute bewahrt.

Auslöser dieses Kultes und Brauchtums ist die Figur jenes heiligen Nikolaus, der seit dem 6. Jahrhundert in Legenden auftaucht. Aufgrund kritischer Textanalysen wissen wir heute, daß diese legendäre Figur fiktiv ist; der legendäre Nikolaus ist eine Kompilation aus zwei historischen Personen: dem Bischof Nikolaus von Myra im kleinasiatischen Lykien, der wahrscheinlich im 4. Jahrhundert gelebt hat, und dem gleichnamigen Abt von Sion, der Bischof von Pinora war, und am 10. Dezember 564 in Lykien starb.

(Quelle: http://nikolaus-von-myra.de/de/legenden/einfuehrung/kurzfassung.html)

Wie es immer mit Geschichte und Wahrheit ist, vermischen sich Fakten mit Fantasie, von Erzähler zu Erzähler aufgebauscht. Das Körnchen Wahrheit wurde zum Stein des Glaubens. Und so wird der Mann gefeiert, der so niemals war. In gute Absicht und völlig mißverstanden. Gaben an die Armen, nicht an die Kinder, nicht an die eigene Familie, nicht an Freunde und Kollegen.

nicholas-238207_640In diversen Versionen wird Nikolaus zum Schutzpatron der Banker gemacht, zum glatten Widerspruch des Wesens seiner Person. So wird der Glaube neu aufgemischt. Was nun richtig und was falsch ist, darüber kann man sich streiten bis der Arzt kommt oder der Totengräber. Die reine Wahrheit ist dahin, untergegangen im Strudel der Zeiten und der Geschichte. Trotzdem sollte man schon die Hintergründ der Feste kennen, die man feiert. Sonst wird die Feierei zur sinnlosen Feierei.

 
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