Deine Mudder! Digger!

Morgens, auf dem täglichen Ritt zur Sklaverei via Stahl und Räder. Die Blicke schweifen, bleiben am Monitor hängen, wandern weiter über die Mitleidenden oder Mitreisenden – so genau weiss das niemand nicht. Alles uninteressant, bis der Blick auf oder an einem Plakat hängen bleibt. „Deine Mudder! Digger!“ Und nichts weiter. Nur das.

Nette Begrüßung. Vielen Dank. Da drängen sich sofort zwei solcher Dinge, es wird wohl allgemeinhin Gedanken genannt, in das morgendliche Bewusstsein. Bewusstsein ist doch das, dass sich jemand seiner selbst bewusst ist? Ok, diese Metapher morgens ist schon ein wenig deplatziert. Zurück zu den zwei Dingern, oder Gedanken. Der erste dreht sich um die Körpermitte und was das jemand angeht. Der Speckgürtel sitzt dort, wo er hingehört. Schließlich war es eine harte Arbeit von vielen Jahren, diesen aufzubauen. Und ebenso teuer. Das geht niemanden etwas an, schon gar nicht diesem Plakat. Dem Werbedesigner, der es entworfen hat, schon gar nicht. Denunziation des Speckgürtels. Es wird Zeit für eine Initiative für den Schutz desgleichen vor öffentlicher Denunziation. Halt, Moment.

Wer sagt denn, das es eine Denunziation sein soll? Ist es nicht das allgemeine menschliche Bedürfnis, alles auf die Goldwaage zu legen und sich angegriffen zu fühlen, um nur einen Grund für einen Angriff oder auch nur Verteidigung zu haben? Schnell das Bewusstsein fragen, doch wie immer spielen die neun von zehn Stimmen verrückt, völlig unverständlich brabbelnd und die Zehnte pfeift die Melodie von Tetris. Halleluja, das kann ein Tag werden.

Da war doch noch ein zweiter Gedanke? Doch der hat sich anscheinend das Wirrwarr des ersten zunutze gemacht und hat sich verdrückt. Furchtbar, diese Gedanken, die einfach kommen und gehen wie sie wollen. Es sollte ein Gerät erfunden werden, um sie festzuhalten, festzusetzen. Das wäre doch mal eine sinnvolle Aufgabe für die Forscher, die sonst so forsch alle unnötigen und unnötigen Dinge dingsen. Geht es noch? Hallo, wach? Doch das (Selbst)Bewusstsein ist noch im Halbschlaf, in perfekter Harmonie mit der Motivation und dem Willen. Willen, du willst! Doch der will nicht. Der schreit nach Kaffee. Halleluja, das kann ein Tag werden.

Zwölf Uhr? Panik! Nein, das Bewusstsein meldet nur eine fehlerhafte Uhr an der Station. Doch was genau will diese mitteilen?  Es nicht erst fünf vor zwölf, nein, zu spät! Viel zu spät, um noch umzukehren. Denkste. Dazu ist es nie zu spät. Selbst einen Schritt vor dem Ziel. Wenn die Erkenntnis zu der Einsicht gelangt ist, dass das Ziel nicht das richtige war. Guten Morgen Selbstbewusstsein. Schön, dass du endlich da bist. Wo ist der Rest der Bande, der ebenfalls für den Alltag benötigt wird? Der schläft noch? Na super, kannst du die mal wecken? Nö, das Selbstbewusstsein probt den Aufstand und weigert sich. Ausgerechnet jetzt! Halleluja, das kann ein Tag werden.

Scheiße! Nicht an den Pfoten und in diesen, das wird sich noch herausstellen. Im Ding,  das auf den Schultern sitzt, ist sowieso nur eben schon erwähnte drin. Gemeint ist diesmal diese an den unteren Gliedmaßen namens Quadratlatschen bzw. eher am umgebenden Leder. Da stellt sich die rhetorische Frage wieder einmal: Wie kommt jene an diese? Dann melden sich wieder die Synapsen zu Wort und merken dem Bewusstsein an: Eine rhetorische Frage ist eine solche, weil auf sie keine Antwort erfolgt. Und das Bewusstsein brüllt zurück: Schnauze, Korinthenkacker. Jaja, der innerliche Kampf, jeden Morgen aufs neue zelebriert. Halleluja, das kann ein Tag werden.

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Halleluja, es wurde ein Tag. Ein langer, produktiver – an dem nichts geschafft wurde, obschon Bewusstsein, Moral und Motivation sich die Klinke in die Hand gaben. Aber wenn die nicht zusammen arbeiten, dann ist einfach nichts zu schaffen.

 
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