Gelegentlich wagt sich auch so ein menschenscheues Wesen wie ich raus, unter Menschen und in die große bunte, nein, schwarze Welt der musikalischen Genüsse. Ein Konzert zweier mir mehr unbekannter Bands in einem mir bis dato nicht gekannten Club – das gibt eine dreifache Premiere.
Ganze 42 Jahre hat das Logo schon auf dem Buckel, Baujahr 74. Ein Club mit Geschichte, aber auch mit einer dunklen Atmosphäre, klein und gemütlich. Ein Club als Location für Konzerte der nicht so kommerziellen Art, für die kleinen Schmankerl zwischendurch, wenn man die Nase voll hat von den großen Berühmtheiten. Nah dran an den Musikern, ganz nah – wer will. Denn die Bühne verdient die Bezeichnung eher nicht, zumindest nicht so, wie man es von großen Konzerten gewohnt ist. Klein, aber oho. Und vielen Dank für das Stichwort des Tages in Form des Stempels auf der Hand.
Den Anfang gab es von Harpyie als Vorband mit dem Intro von „Freakshow„. Harte Klänge, sehr gut abgemischt, so dass man als unwissender Zuhörer tatsächlich auch einige Texte verstand. Eine Folk-Rock-Band mit Metal-Einflüssen, so wird sie in die passende Schublade einsortiert. Wichtiger ist jedoch, dass der Auftritt mir als Hörer Spaß gemacht hat und NEIN! – es lag nicht am Alkohol. Und spätestens mit „Blue“, dass ich noch aus bunten Tagen meiner Jugend kannte, in einer Metal-Version, haben sie es geschafft, ein kleines Stück meines musikalischen Ich’s zu erobern. Mein Fazit für diese Band: Es lohnt sich, diese Band weiterhin im Auge und im Ohr zu behalten und doch das eine oder andere Stück gepresster Musik käuflich zu erwerben.
Den Abschluss gab es mit Nachtgeschrei, ebenfalls eine Folk-Rock-Gruppe mit Metal-Einflüssen – der Stil blieb gewahrt den Abend und ich als konsumierender Hörer musste mich nicht auf etwas anderes einstellen. Wobei, im Gegensatz zu Harpyie, die ich als einzigartig empfand, war Nachtgeschrei für mich irgendwie eine Mischung aus Saltatio Mortis, Letzte Instanz und irgendeiner anderen beliebigen Metalband. Natürlich ist das nur ein persönlicher und subjektiver Eindruck. Und ebenfalls anders als Harpyie konnte mich Nachtgeschrei, obgleich es wirklich ein sehr guter und auch emotionaler Auftritt war, doch nicht wirklich überzeugen. Und bitte, Frauen mit Pieps-Stimme, das kommt vor der Bühne nicht gut an. Eure Laui kann gut mit der Drehleier umgehen, aber ihre Stimme kommt über Mikro furchtbar rüber – aber auch das ist natürlich nur ein persönlicher und subjektiver Eindruck. Musikalisch und vom Auftritt her war ich zwar durchaus beeindruckt, aber es war wieder einmal furchtbar abgemischt. Titel, die auf Gesang basieren und nicht zu verstehen sind, empfinde ich als „Neukunde“ furchtbar. Nicht ganz so meines, obgleich mir einige Titel durchaus zugesagt haben. Für mich persönlich kein must-have. Dafür war das T-Shirt ein solches, aber auch nur, weil der Schriftzug mit dem Bandlogo mich magisch angezogen hat.
Fazit für den Abend: Nette Location mit passendem Stil und moderaten Getränkepreisen, eine Vorband, die eindeutig besser war als der Headliner und wieder ein paar neue Inspirationen mitgenommen. Es hat sich durchaus gelohnt und die knapp achtzehn Euro für den Eintritt waren gut investiert. Zwei Bands, die echt und authentisch ankamen, das gibt vier von sechs möglichen Punkten.