Vermisst…

„Der alte Sack ist verschollen.“ Der alte Sack grinst. „Liegt wahrscheinlich in der Wohnung und stinkt“. Der alte Sack grinst noch mehr. Das mit dem Liegen war gar nicht so falsch, nur das stinken, das stinkt ihn an. Das einzige, was da in der Wohnung stinkt, ist das Katzenfutter, dass das Stück Fell, welches sich grad in der sommerlichen Hitze in alle Ecken (natürlich in fein säuberliche und millionenfache Einzelteile zerteilt – sehr haarige Angelegenheit) verteilt, übrig gelassen hat.

„Erkannt nicht verschollen sein oder Katze spielt mit mir Quizduell“. Würde sie, denkt sich dabei der alte Sack. Nur diese blöden Pfoten, wenn die den Touchscreen treffen, wäre eine richtige Antwort nur Zufall. Und die Krallen taugen nichts, die zerkratzen nur. Aber der Touchscreen reagiert nicht darauf. Arme Katze, wieso wird die immer in solche Geschichten mit rein gezogen? Sie kann sich doch verbal und via Smartphone doch gar nicht verteidigen.

„Wenn die Antworten richtig sind, dann kann es nur die Katze sein. Der alte Sack kann doch nix.“ Der alte Sack lacht laut auf. Wer solche Freunde hat, der braucht keine Feinde. Aber wenigstens sind solche Freunde ehrlich und heucheln nicht. Klar, überflüssiges Geschwafel ist von allen Menschen zu erwarten, aber wenigstens ist in diesem Fall sogar etwas witzig. Und das an einem Montag Morgen, der schlimmste Zeitraum jeder verdammten Woche. Was sich wie üblich, kaum daran gedacht, noch bewahrheiten sollte.

„Ich schau nächsten Samstag mal vorbei und nehme Mundschutz mit.“ „Raumspray nicht Vergessen!“ „Und Sack und Schaufel.“ Der alte Sack ist zufrieden. Passt. Endlich jemand Dummen gefunden, der sich um das Katzenklo kümmern kann. Es aber noch nicht weiß. Katzenklo im Sommer ist widerlich, dass weiß der alte Sack. Und derjenige, der da mit Besuch gedroht hat, wird es auch noch kennen lernen.

„Wir haben dich nicht vermisst, wir machen uns nur Sorgen um die Katze.“ So muss das sein. Die Katze ist wichtig, wichtiger als ich. Aber es ist trotzdem ein tolles Gefühl, wenn nach drei Tagen ohne Lebenszeichens des alten Sackes eben jener zum Gegenstand des allgemeinen Interesses des Freundeskreises wird. Willst du gelten, mach dich selten. Dieses unsinnige alte Sprichwort hat immer noch zu Recht Geltung und Gültigkeit.

Nur eine einzige Sache wird tatsächlich noch als störend empfunden: der elterlich besorgte Anruf. Versuchte Anruf. Da kann das Telefon durchaus schon mal ein ganzes Wochenende vergeblich bimmeln. Wenn der alte Sack mit Niemanden nicht reden will, dann will er es nicht. Punkt.

 
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