Kurzgeschichte: Katzilla vs. Mothra

Langsam wacht er aus seinem Tiefschlaf auf. Obwohl er schwer zu wecken ist und Freunde schon scherzhaft meinen, man könnte neben ihm eine Blendgranate explodieren lassen, ohne dass er aufwacht, so hat ihn doch ein Getöse aus dem Schlaf geholt. Ein Getöse, mit nichts vergleichbar, was er sonst aus seinem Umfeld so kennt.

Als Einzelgänger und geduldeter Gast ihrer Göttlichkeit ist er eigentliche eine ruhige Nachtruhe gewohnt. Umso mehr ist er verstört, denn wenn ihn schon etwas aus dem Schlaf reissen kann und dann noch nicht sofort einzusortieren ist, das kann das nichts Gutes bedeuten. Tastend suchen die Finger die Fernbedienung für den Lichtschalter und können doch nur die des Fernsehers greifen. Missmutig steht er auf und lauscht in das Zwielicht, dass in seiner Umgebung ständig herrscht. Er zuckt zusammen, denn das Getöse geht urplötzlich wieder los. Ein Scheppern lässt ihn zurück weichen und wieder auf die Couch fallen, auf der er sich einquartiert hat, um seiner Göttin den Platz des grossen Bettes für sich zu lassen. Das Getöse geht unterdessen weiter, ein Trampeln und ein paar Schläge auf den Boden lassen diesen erzittern. Und so plötzlich, wie der Lärm begonnen hat, legt er sich auch wieder. Nur ein leises Schmatzen ist noch zu hören. So wagt er sich erneut aufzustehen und das abgedunkelte Licht anzuschalten. Doch was er dann sieht…

Katzilla wird eigentlich auch Nutzilla genannt, aber wegen der Verwechslungsgefahr beim Namen mit einer Frühstücksdroge und aus Gründen des Markenschutzes hat sich die Göttin der Nacht auch mit dem verallgemeinernden Titel zufrieden gegeben in ihrer huldvollen und großzügigen Art. Sie ist stolz auf ihren Titel,  die Göttin. Und wenn sie sich gelegentlich herablässt, um die Huldigungen der Menschen zu empfangen, dann zeigt sie sich auch gern in ihrer ganzen Herrlichkeit. Die Menschen können nicht anders und fallen ihr zu Füssen. Pfoten.

Doch was die Menschen nicht ahnen können, ist, dass Katzilla nachts, wenn die Menschen sich zur Ruhe begeben haben, ihrer wahren Bestimmung nachgeht: die Dämonen der Nacht zu fangen und zu töten. Das kann sie gut, darin hat sie es mit ihrer Beharrlichkeit und Schnelligkeit zu einer wahren Kunst gebracht. Und wenn die Dämonen sich auch noch erdreisten, in ihr heiliges Reich einzudringen, sich auf ihrer Ruhestatt niederzulassen, dann kennt sie kein Erbarmen. Leiden sollen sie, Qualen ertragen, für die noch kein Name gefunden werden kann. So großzügig sie sich ihren Anhängern zeigt, so kalt und berechnend ist sie bei der Jagd auf ihre Feinde. Erbarmungslos tötet sie alles, was in den Einflußbereich ihres Reiches gelangt. Doch wer nun auf blutrünstige Details hofft, wird enttäuscht werden. Katzilla tötet mit Stil und nur die Leichen ihrer Gegner erinnern an geschlagene Schlachten, ohne den lästigen und sonst üblichen Schmutz. Schließlich duldet sie kein Chaos, keinen Schmutz in ihrem Reich. Alles muss ordentlich sein und nicht nur sauber, sondern rein.

Doch in diesen Tagen hat sie einen neuen Gegner gefunden, der sich in ihr Heim geschlichen hat. Nein, geschlichen wäre untertrieben. Doch auch wenn der Gegner mit seinem Flügelschlag Berge zum Einsturz bringen kann, so ist er doch an Größe und Kraft unterlegen. Nur seine Wendigkeit und Geschwindigkeit konnte ihn vor der Göttin eine Woche lang retten, was beachtlich ist, erledigt sie doch sonst ihre Opfer in einer atemberaubenden Geschwindigkeit.

Geduld und Ausdauer machen sich bezahlt, auch die Übungen mit den kleineren Dämonen,  die ihrer Pracht und Herrlichkeit nicht entgegen zu setzen haben. Niemals wird sie aufgeben und bisher hatte sie jeden Eindringling zur Strecke gebracht. Auch wenn dieser durch Höhenflüge ihr ausweichen will, so schafft sie es dennoch mit mit einem beherzten Sprung über diverse Hindernisse hinweg, auch wenn einiges in ihrem Reich dadurch zu Bruch geht. Opfer müssen sein, ihre Lakaien werden das später schon richten. Der Gegner, der Schwerste bisher, hat Vorrang vor allem anderen.

Mothra wehrt sich aus Leibeskräften, doch Katzilla gewinnt schließlich die Oberhand, als sie Mothra einen Flügel bricht. Schwer verletzt stürzt Mothra auf die Erde und versucht mir kurzen Sprüngen Katzilla zu entkommen. Doch deren Stunde ist nun gekommen. Zur völligen Demütigung ihres Gegners fängt sie an, mit Mothra Katz und Maus zu spielen. Die Pflicht ist erledigt, jetzt folgt die Kür.

Mit gezielten Schlägen der kraftvollen Tatzen schleudert sie ihren Gegner durch ihr Reich, verfolgt ihn und schlägt wieder zu. Immer wieder und wieder, bis Mothra aufgibt und nur noch lethargisch auf dem Boden liegt. Doch Katzilla geht auf Nummer sicher und beginnt, auf Mothras Kopf herumzukauen, bis dieser nur nur Brei ist. Angewidert spuckt sie die Reste des Dämons aus und geht stolz erhobenen Hauptes eine Runde durch ihr Reich, auf der Suche nach anderen Opfern. Doch die haben längst das Weite gesucht angesichts der unbändigen Macht von Katzilla. Wieder einen Dämon erledigt, der sich unbefugt in ihr Reich geschlichen hat…

* * * * *

Ich reibe mir die Augen. Nutte hat mich schon wieder geweckt mit ihrer Tobsucht. Und zu allem Überfluss hat sie auch noch die DVD-Regale abgeräumt, wie ich nach Einschalten des Lichts erkennen musste. Auf dem Weg ins Bad wäre ich fast auf eine tote Motte gelatscht. Daher also der Radau denke ich. Nuttes Jagdtrieb ist wieder erwacht. Brave Katze, immer weg mit dem Geflatter. Nur das nächste mal lass bitte die Wohnung heil. Kurz streicheln, Nutte guckt mich stolz an… Und ich schreibe ihr zu Ehren eine kleine Kurzgeschichte, btw. – meine erste *stolzguck*

(reblog)

 
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