BlogBattle No. 27 – Schlaflos

Ich habe da so viele spontane Ideen, könnte palavern über den Vollmond oder andere Widrigkeiten, die schlafraubend wirken. Doch nach einer schlaflosen Stunde deswegen überkam mich der Gedanke, in meinem Notizblock zu blättern und siehe da, da war schon was schlafloses drin. Eine Kurzgeschichte, unvollendet und doch schon da. Ein wenig umgeschrieben und tada, bitte lest selbst den Beginn mit einem Ende, das nicht sein sollte ….

Markus stolperte und fluchte. Den Stein hatte er nicht gesehen. Obwohl seine Augen ganz gut an das Zwielicht gewöhnt waren, hatte er diesen einen Stein nicht liegen sehen. Was solls, dachte er sich, sich darüber aufregen ist eh nur müßig. Und so spazierte er weiter durch die schlafende Kleinstadt. Schlafen, das wäre mal was zur Abwechslung. Doch Markus konnte seit langer Zeit nicht mehr schlafen. Seit die Alpträume wiedergekehrt sind. Und die sind erst wiedergekehrt, als er auf Ratschlag seines Arztes die Tabletten abgesetzt hatte. Die Alpträume, vor denen er sich so fürchtete, dass er nicht mehr ins Bett ging. Zwischendurch ein Nickerchen, meist in Bus oder Bahn, wo viele Menschen waren. Doch sobald die Träume anfingen, wurde er da meist rechtzeitig wach. Nur zu Hause, alleine, da war schlafen nicht mehr möglich. Nicht einmal mit brennendem Licht oder laufendem Fernseher. Sobald der Schlaf kam, kamen auch die Alpträume.

Sich den Problemen stellen – so nannte es sein Arzt. Was wissen diese Psychologen überhaupt, wie es wirklich in mir aussieht? Was weiß dieser Quacksalber von den Ängsten, die ich durchstehen musste? In Gedanken versunken stolperte er über den nächsten Stein, doch das Fluchen ließ er diesmal sein. Seit Wochen schon ging dieses Spiel, das er nachts schlaflos durch die Stadt tigerte. Und obwohl es schon etliche Monate her war, seit jenem Tag, als… Nein, er mochte den Gedanken nicht zu Ende denken. Er wollte sich überhaupt nicht daran erinnern. Doch die Erinnerung ist gnadenlos. Immer wieder kam sie mit dieser Geschichte zurück und peinigte ihn, tagsüber und besonders schlimm in der Nacht, im Schlaf. Und so machte er sich jede Nacht auf und stiefelte durch die Stadt, die sich den Luxus gönnte, bequem und angstfrei schlafen zu können. Markus setzte sich auf eine Bank in der Promenade. Ihm gegenüber war eine Drogerie, in der auf einmal das Licht anfing zu flackern. Flackerndes Licht? NEIN! Markus nahm die Beine in die Hand, die Füße ebenfalls und gab Fersengeld. Er rannte durch die Promenade, am Fluss entlang bis er sich weit genug entfernt glaubte. Und noch drei Stunden bis Sonnenaufgang.

Markus brauchte eine Pause. Völlig am Ende mit den Kräften ließ er sich auf einen Stein nieder. Gönnte sich einen Moment der Auszeit, der Muße. Doch mir der Pause kamen auch die Erinnerungen wieder. Erinnerungen an jenen Tag. Markus konnte nicht anders, er liess es passieren. Die Welle der Erinnerungen schlug über ihm zusammen:

Es war an einem Sonntag morgen. Markus sass wie immer vor dem PC und konzentrierte sich auf die sonntägliche Aufgabe, einen Text zu schreiben. Die ganze Nacht hatte er vor dem PC gesessen und hatte nicht eine Idee, nicht eine Eingebung. Doch er wollte nicht aufgeben, nicht einmal so kurz vor dem Ende der Frist. In dreißig Minuten war der Abgabetermin und noch immer hatte er keine Idee. Schreibblockade nennen es die Autoren, dachte er sich noch …

… und wachte fünf Stunden später am Schreibtisch auf. Das kann doch nicht, er war doch nicht … ? Ja, doch, er war. Eingeschlafen. Auf der Tastatur. Na super, dachte er sich noch und blickte auf den Monitor. Staunte und wischte sich ungläubig die Augen und schaute noch einmal genauer hin. Da stand der Text! Wie von Zauberhand hingeschrieben! Markus war entsetzt. So sehr entsetzt, dass er die Beine in die Hand nahm und flüchtete, aus der Wohnung, auf die Straße. Die folgenden Nächte konnte er nicht einschlafen, aus Angst, es könnte sich wiederholen.

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Das war im übrigen nur der Anfang, nicht vom Ende, aber von der Geschichte mit einem vorschnellen Ende. Wie eine zu kurze Nacht. Bevor ich mir schlaflose Nächte deswegen bereite daher kurz und bündig – auf den Punkt gebracht. Möge Morpheus mit euch sein!

 

Teilnehmer:
1. Ichigo Komori mit ihrem “The music box of a morbid wonderland”
2. Das Wetterschaf mit Schafen, Wetter und so
3. Sebastian vom Pal-Blog
4. Chelsea mit ihren vielen Dingen
5. The Lisa/Lilly
6. die Laura
7. die rollende Wicca Isladehn
8. und selbstbrüllend Ich, the Lord himself

 
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