Zukunftsvisionen

Die Zukunft erfolgt keiner linearen Linie. Sie ist immer in Bewegung. Selbst ein Wort an der richtigen Stelle kann sie beeinflussen, jede Tat, und sei deren Tragweite noch so gering in der Gegenwart. Für die Zukunft kann sie Auswirkungen jenseits apokalyptischer Dimensionen haben. Niemand, aber auch wirklich niemand kann genau prophezeien, was passieren wird. Jede noch so kleine Änderung eines gewohnten Ablaufes kann gegenteiliges bewirken. Die Zukunft folgt nur dem Prinzip der Chaostheorie, die besagt, wenn in Europa ein Schmetterling mit den Flügeln schlägt, ändert sich in China das Wetter. Und doch können wir die Zukunft mitgestalten, zumindest in kleinen Maßstäben. Unter Umständen bewegen wir sogar alles ein kleinen Stück zur anderen Seite. Statt zurück einen Schritt nach vorn. Doch was auch passieren mag, wir sind immer, gewollt oder ungewollt, bewusst wie auch unbewusst, immer ein Teil der Zukunft.

Von daher lässt sich nicht sagen, ob folgende voraussagen wirklich eintreffen oder doch genau das Gegenteil, ob alles so weiterläuft wie bisher oder der Wind sich dreht. Jeder Flügelschlag…

Wir schreiben das Jahr 2035. Trotz aller Prophezeiungen ist die Welt nicht untergegangen, der dritte Weltkrieg hat trotz aller Konfliktherde auf der Erde noch nicht angefangen, schwebt aber weiter als Damoklesschwert über den Köpfen der Menschen. Und die Menschen versuchen weiterhin, das beste aus ihrem Dasein zu schaffen und treten doch weiter auf der Stelle. Bahnbrechendes verschwindet weiter in ominösen Schubladen. Regierungen sind nur noch ein Schatten ihrer selbst und werden von den Vertretern von Konzernen gebildet. Die Schattenmacht steht nun zum Teil selbst im Rampenlicht, zumindest ihre Vertreter.

pair-746546_640Fangen wir mit den Sozialsystemen an, besonders im Bereich Gesundheit. Denn der Trend geht weiter Richtung Prävention, eigener Vorsorge, statt Heilung. Heilung wird ein teures Vergnügen, dafür sorgen schon die Pharmakonzerne. Nicht jeder soll sich Heilung leisten können, wohl aber das Bekämpfen der Symptome. Nicht die Ursachen, nein. Gesunde Menschen versprechen keinen Gewinn. Doch Tote ebenfalls nicht. Der goldene Mittelweg ist nicht die Heilung, aber diese wird gegen Gold aufgewogen.

Die Großstädte bekommen zunehmend Gettos in den Randbereichen. Wo früher gutbetuchte Familien wohnten, hausieren nun die Randschichten der Gesellschaft – die unteren 90%. Von einer Schere zwischen Arm und Reich kann man nicht mehr sprechen, die beiden Welten trennen Abgründe und baulich – Mauern. Eine klare Abgrenzung, wo gestern noch eine gesunde Mischung war. Wer es sich leisten kann, wohnt innerhalb der Mauern, die zumindest noch halbwegs ein rechtsstaatliches System aufweisen können. Doch Ordnungshüter trifft man außerhalb dieser Mauern nur gebündelt, bei konzentrierten Aktionen, wenn mal wieder einige Rädelsführer meinen, das System wäre ungerecht. Es erinnert mehr und mehr an äussere Distrikte, die „Tribute von Panem“ werden zumindest halbwegs in der räumlichen Trennung Wirklichkeit. Was „draußen“ passiert, interessiert niemanden, solange es genügend Arbeitskräfte für die niederen Aufgaben gibt, die täglich in die Städte strömen.

Und wenn wir schon dabei sind, es wird auch Spiele geben. Nicht mit dem Tod des Gegners als Ziel, aber Siege müssen auch gesundheitlich teuer erkauft werden. Die Menschenrechte sind dann auch nur das, was sie vorher schon waren, eine Farce. Die kleine Spende der Reichen für das gute Gewissen, das nicht einmal ansatzweise vorhanden ist, muss reichen. Doch die Welt, sie dreht sich weiter.

Auch ohne Tiere. Tiere gibt es nur noch wenige in ausgesuchten Reservaten und Zoos, die wildlebenden sind größtenteils alle ausgestorben, bis auf die Ratten. Irgendetwas brauchen die wenigen wildlebenden Katzen ja zum jagen. Der Rest der Tierwelt existiert nur noch in Büchern. Pflanzen gibt es dafür noch viele, aber die wenigsten davon in natürlicher Version. Der Großteil hat dafür Versionsnummern. Mais V-10.2.1, Sojabohne 25.5.8 … Die Nutzung wildlebender, ungezüchteter Pflanzen dagegen ist strikt verboten. Wer sollte diese auch nutzen? Wer in den Städten wohnt, verlässt diese nur per Flugzeug in Richtung anderer Metropolen. Wer nicht in den Städten wohnt, den interessieren Gesetze und Regeln sowieso nicht.

Auf der ganzen Erde herrschen nur noch 2 Religionen in ewigem Wettstreit, alle anderen wurde verboten und/oder mitsamt den Anhängern ausgemerzt. Sie existieren wohl beide nebeneinander, doch räumlich getrennt. Im Westen das Christentum, auf Amerika und Europa beschränkt, im Osten der Islam. Auch wenn beide versuchen sich gegenseitig zu eliminieren, unterliegen sie wohl einer Patt-Situation. Auch die Führer dieser wissen, es darf keinen Sieger geben, es muss immer einen Feind geben. So ist es wohl ein stillschweigendes Abkommen, dass eine gewisse Toleranz, aber nicht Akzeptanz gilt. Dazwischen liegt ein Trümmer- und Minenfeld, als Todesstreifen, den kein Mensch betreten darf. Die Erde, aufgeteilt in zwei Hälften. Was nicht weiter wild ist, da sich sowieso alle Grenzen verschoben haben durch das Meer, dass sich mehr Land geholt hatte als gedacht. Die Polkappen sind übrigens mittlerweile eisfrei und im Sommer ein beliebtes Urlaubsziel. New York dagegen, Tokio und andere Städte sind beliebte Taucherziele, die von der Tierwelt abgeschnitten wurden. Der Rest der Meere ist verseucht von Algen und Qualenschwärmen. Fische? Klar – im Aquarium. Und nur noch da.

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So, und nun bastele ich mir aus meinen Visionen einen Sciencefiction-Roman. Dürfte einfach werden, denn viele Elemente, die ich hier aufgeführt habe, sind schon in diversen Utopien vorhanden. Und nein, auch wenn ich sehr viele davon gelesen habe, bis auf eine Ausnahme spielten diese keine Rolle. Traurig, aber wahr – wohin der Weg uns führt, wenn wir diesen weiter beschreiten. Doch es liegt uns selbst, einen anderen Weg zu wählen. Nicht an jedem als Einzelperson, sondern an allen gemeinsam.

 
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