Schreiben ist Silber

Schreiben ist Silber, es zu lassen manches Mal Gold wert. Doch der Wert des geschriebenen Wortes ist nicht so hoch wie der Wert des gedachten Wortes. Die Gedanken sind frei. Und ebenso wie diese frei sind, lassen sie sich nur schwer bändigen und zu Papier bringen.

Zu Papier bringen in unserer Zeit. Wer schreibt schon noch auf Papier? Alle großen und kleinen Autoren bedienen sich des technischen Hilfsmittels, Computer, Laptop und Co. helfen jedem Schreiber weiter, die gedachten Worte vielleicht doch irgendwann einmal auf das Papier zu bringen. Am Anfang war der Gedanke, flüchtig und doch kurz festgehalten durch den anderen Gedanken, den Gedanken zu fangen, zu bändigen und in Form von Wörtern auf Papier zu bringen. Im Anfang war das Wort? Vielleicht. Das gedachte Wort oder doch nur eine Erinnerung? Eine Vision möglicher Geschehnisse oder Dinge, durch die Fantasie beflügelt und schon fliegt das gedachte Wort davon, in Weiten, in die wir nicht mehr folgen können.

Da war sie doch eben noch, die Geschichte, in Gedanken schon fertig und gefangen auf dem Papier verewigt – doch die knallharte Realität war wieder grausam. Die Feder angesetzt auf dem Papier, doch die Geschichte, in Gedanken schon gesponnen ist der Kraft der Feder entronnen. Und so sitzt der Autor vor dem leeren Blatt, beflügelt durch die eigene Fantasie und gehemmt durch die Kraft der Gedanken, die schon längst entschwunden. Und mühsam, Wort für Wort, werden die Trümmer der einst so schönen Geschichte wieder zusammengesucht, durchdacht und auf das Papier gebracht.

Die Geschichten in der Fantasie haben doch nur ihren Ursprung aus dem Leben. Aus dem selbst gelebten Leben, aus dem beobachteten Leben der anderen, aus dem Leben, das uns umgibt. Das Leben, das wir führen wollen und dem Leben, das wir führen. Wollen und Sein, zwei Gegensätze, die anspornen und doch bremsend die Geschichte anhalten. Wir wollen fort, doch bleiben wir wo wir sind, weil es nicht anders geht oder wir doch unfähig sind, Veränderungen zuzulassen.

Am Anfang war das Wort, doch dann kamen die Regeln. Jeder, der schreibt, muss sich den ungeschriebenen und überall nachlesbaren Regeln unterwerfen, um wahrgenommen zu werden – wenn man es will. Wer sich den Regeln nicht beugt, kann noch so viele Wörter in ein Gefüge quetschen und heraus kommt dann etwas, was niemand versteht oder verstehen will. Wie soll man das eigene Chaos der Gedanken in eine Form bringen, die jedermann versteht? Das ist das schwere in der Kürze, es zu schaffen, das ist die Würze. Wenn also das Wort geschrieben werden soll, dass durch die Gedanken geistert, flüchtig und dann noch nach allen Regeln für Schreibende in die allgemein übliche Form gequetscht wird, hat es schon seine Kraft verloren. Regeln sind zum brechen da, und wenn die Regeln gebrochen werden, dann bleibt das Wort und alle nachfolgenden in dem ursprünglichen Sinn erhalten. Sollte man meinen. Apropos meinen und Meinung:

Nicht jeden interessiert die Meinung anderer und jeder meint, seine eigene Meinung, in Worte gefasst, wäre erhabener. Erhabenheit ist eine Gier. Und Gier ist keine Tugend. Geduld ist allerdings eine Tugend. Und geduldig alle Worte zu sammeln, die gedanklich durch die Gehirnverwindungsknoten geistern, auch kurz Synapsen genannt, da kann wirklich von einer Tugend ausgegangen werden. Und wenn die Worte dann auch noch goldig zusammenpassen, dann ist es für jeden Lesenden ein episches Erlebnis. Verstandene Worte sind einfach unbezahlbar. Doch versteht schon wirklich, was in anderer Leute Gedanken sich abspielt?

Kurz zusammengefasst lässt sich also sagen: Worte sind Gold wert, sie zu schreiben ist das Silber auf dem Papier und Regeln sind zum brechen da. Nicht zum erbrechen.

 
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