Google weiß alles.

Ob das so richtig ist, sei mal dahin gestellt. Zumindest weiß Google vieles über mich. Zum Beispiel wann ich jeden Morgen mich auf den tagtäglichen Ritt zur Arbeit begebe via Stahlross. Damit ich das auch ja nicht vergesse, zeigt mir mein Handy auch an, wie lange es noch dauert, bis ich meinen Frondienst antreten darf.

Sehr nett. Wirklich. Als wenn ich das nicht selber wüsste. Als wenn ich es überhaupt wissen wollen würde. Und gerade im Urlaub kam diese Meldung penetrant und hat mich jeden Wochentag konsequent daran erinnert, dass es mit der Erholung demnächst bald wieder vorbei ist. Google weiß ja doch nicht alles. Zum Beispiel wann ich Urlaub habe. Geht ja auch niemanden was an, schon gar nicht Google. So lass ich Google glauben, ich würde mich wieder zur Arbeit begeben. Der Urlaub ist zwar schon lange vorbei, aber erst seit heute hat Google das auch gemerkt. Zu langsam Google.

Es gibt ja auch viele Leute, die wollen nicht, das Google so etwas weiß. So von wegen Bewegungsprofil und Datenschutz und bla. Bitte. Es ist doch völlig egal, ob Google etwas vom Bewegungsprofil weiß. Klar, wenn ich mal davon abweiche, statt dem täglichen Canossa-Gang zum Frondienst tatsächlich mal woanders hingehe, dann ist Google erst einmal verwirrt. Was Google verwirrt, gefällt mir sowieso.

Doch was nutzt Google überhaupt mein Bewegungsprofil? Was nutzt es, dass Google weiß, wann und mit welcher Route ich meinen täglichen Ritt absolviere? Ich weiche ja meist eh nicht davon ab. Und halten werde ich auch nirgends, um die sauer verdienten Papierscheinchen auf den Kopf zu hauen. Für den Binnenmarkt bin ich sowieso der schlechteste Kunde. Das weiß Google aber nicht, zeigt mir trotzdem weiter fröhlich bunte Werbung. Klar, Google will ja auch von etwas leben. Aktionäre müssen bedient werden, Eigentümer und Mitarbeiter. Und die Werbeindustrie. Verstehe ich voll und ganz. Was mir dann aber wirklich sauer aufstößt, ist die Tatsache, dass, wenn ich wirklich mal etwas von Google wissen will, Google es nicht weiß. Verdammt!

Google ist für mich so ein Spiegelbild der Gesellschaft. Unnützes, nagut, nennen wir es mal freundlicherweise marktrelevantes, Wissen verdrängt  nützliches Wissen. Die Nichtigkeiten nehmen den Platz der Wichtigkeiten ein. Google weiß zwar, wann und wie und wo lang ich meinen Tagesritt absolviere, aber verdammt noch mal nicht, warum zum Henker am Ende des Geldes jeden Monat noch soviel Monat übrig ist. Blödes Google. Aber das braucht Google auch nicht zu wissen, das reicht schon, wenn ich es weiß. Und ich weiß auch warum, im Gegensatz zu Google. Da reicht schon mein gesunder Menschenverstand, aber sowas hat Google zum Glück nicht. Wenn Google sowas hätte, würde es sich wohl selbst eliminieren.

Nein, Google braucht schon seine Daseinsberechtigung. Die NSA, BND und der Rest dergleichen übrigens auch. Schließlich hängt da eine ganze Armada von Arbeitsplätzen dran und wir wissen ja: Sozial ist, was Arbeitsplätze schafft. Also lassen Wir Google & Co. alles wissen, was wir machen, wo wir sind und vielleicht auch, warum. Füttern wir Google % Co weiter mit Daten, bis die Speicherplätze platzen. Das wäre doch mal ein Erfolgserlebnis.

 
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